Newsletter 37
Januar 2013
Diese Ausgabe enthält folgende Themen:
- Kolumne: Vor 70 Jahren erschien die erste Ausgabe Der Kreis - Le Cercle
- Website-Revision: Abschluss weiterer Arbeiten
- ACHTUNG: Bildvergrösserung im Internet Explorer ist unkorrekt
Vor 70 Jahren erschien die erste Ausgabe Der Kreis - Le Cercle
eos. Ein Jahr zuvor, am 1. Januar 1942 trat das Eidgenössische StGB in Kraft. Mit dem neuen Strafgesetz war das grosse Ziel erreicht: Straffreiheit für homosexuelle Akte unter Erwachsenen (ab 20). Nun schien der kämpferische Name der Zeitschrift Menschenrecht nicht mehr angebracht. Das ferne Ziel unserer Akzeptanz erforderte wohl ein anderes und sicher jahrzehntelanges Vorgehen.
Denn von einem Verständnis für homosexuelle Liebe war die damalige Gesellschaft noch meilenweit entfernt. Schon das Wort "homosexuell" war tabu, es wurde hinter vorgehaltener Hand geflüstert. Von diesen Leuten erwartete man, dass sie still und verschämt "die Last ihrer Veranlagung" tragen und unsichtbar bleiben.
"Was aber die Menge nicht versteht, wird sie immer ablehnen, nicht wahr haben wollen oder verachten. [...] Bleiben wir also für die Mehrheit 'unsichtbar'! [...] Je mehr wir uns isolieren, umso mehr können wir unserem Wesen, unserer Freude Ausdruck geben." (Karl Meier 1942)
Für seine neue Organisation wählte der Schauspieler Karl Meier / Rolf die Form einer Abonnenten-Vereinigung, genannt Lesezirkel. Und ihr zweisprachiges kleines Magazin sollte von nun an einen adäquaten Namen haben:
Der Kreis, eine Monatsschrift
Le Cercle, revue mensuelle
Karl Meier stellte diese Ideen am Herbstfest 1942 den versammelten Kameraden vor. Zugleich gedachte er der zahllosen anderen Kameraden, die jenseits unserer Grenze statt in Frieden vereint zu sein an diversen Kriegsfronten in tödlichem Einsatz standen:
"Wo stündlich in der Luft, auf der Erde, unter dem Wasser Hunderte ihr Leben lassen, kann das Lachen nicht jenen unbeschwerten Übermut finden, der sonst das Recht froher Menschen ist. [...] Dort draussen stehen Tausende von Schicksalsgefährten, die wie die anderen Hunderttausende einstehen, wozu sie aufgerufen worden sind.
Wenn einmal die Welt wieder ruhiger geworden ist, wenn der Gedanke wieder den Weg zum freien Wort finden kann, [...] wird man erkennen müssen, dass [...] die Tapferkeit, das Einstehen auf Leben und Tod unter Freundeliebenden ebenso oft als wahr sich erweist als bei den anderen."
Im ersten Heft vom Januar 1943 waren die üblichen Mitteilungen an die Abonnenten erstmals unter dem neuen Titel "DER KREIS Zürich" angegeben.
Man traf sich jeden Mittwoch ab 20.00 und einmal monatlich an einem Sonntag ab 18.00 im Klublokal (im oberen Stock des noch heute existierenden Restaurants "Schlauch", Zürcher Niederdorf). "Gemütliches Beisammensein" stand auf dem Programm und bedeutete u.a. Musik und Tanz.
"Der Weibliebende hat hundert Gelegenheiten im Jahr, eine Nacht durchzutanzen, wir haben nur zwei Abende." (Karl Meier, 1942)
Das Jahresabonnement kostete jetzt:
"in Zürich Fr. 15.-; in der Schweiz Fr. 16.-, inclusive Porto".
Unter Mitteilungen hiess es weiter:
"Wir haben ein paar Kameraden in einfachen Verhältnissen, [...] denen das Abonnement nicht mehr möglich ist. [...] Wer ein paar Rappen erübrigen kann, zahle sie bitte mit dem beiliegenden Postscheck ein und vermerke es ausdrücklich 'Beitrag Abonnentenhilfe'. Wir werden die Beträge gewissenhaft verteilen [...] so beweisen wir Kameradschaft."
(Monatelanger Aktivdienst in der Armee bedeutete für Ledige oft kein oder fast kein Einkommen.)
Im Mai-Heft 1943 schrieb ein Flüchtling aus Nazi-Deutschland:
"Jetzt hat mich das Schicksal, nachdem ich vor 10 Jahren mein Vaterland verlassen musste, nach der Schweiz verschlagen. Hier lebe ich völlig einsam. [...] Und gerade in einer schrecklichen Depression kommt mir Ihre Zeitschrift unter die Hände. Ich glaube kaum, dass Sie sich vorstellen können, wie glücklich mich allein schon die Aussicht macht, einmal mit verständnisvollen Menschen sprechen zu können."
Auf der ersten Seite von Heft 1/1943 stand ein Gedicht des bekannten und damals oft gelesenen und zitierten deutschen Poeten Stefan George, der "einer von uns" war.
In derselben Nummer meldete sich auch eine Gruppe LE CERCLE Bienne:
"Les réunions ont lieu comme d'habitude, chaque jeudi."
Für eine Reihe von Jahren war dies der einzige Zusammenschluss von Abonnenten ausserhalb Zürichs. Offenbar waren die Bieler ein frohes Völklein, malgré tout. Ihre bunte Gruppe von Models am "défilé de couture" brachte einen Höhepunkt ins Herbstfest vom 30. Oktober 1943. Und ein halbes Jahr später organisierten sie in ihrer Stadt den ersten KREIS-Maskenball überhaupt und machten ihn zum rauschenden Fest.
Mehr bei u.a.:
Ankündigung
Homoeroten
Vereinsform
Aussen unsichtbar
1943: Der Kreis - Le Cercle
Zusammenkünfte
Herbstfest
Erster Maskenball
Website-Revision: Abschluss weiterer Arbeiten
si. Zum Jahreswechsel konnten die folgenden Revisions-Arbeiten beendet werden:
- Lektorat: unser Lektor, Beat A. Stephan, hat den gesamten Bereich "Inhalt" fertig lektoriert. Wir danken ihm an dieser Stelle für seine aufwendige Arbeit.
- Bildlegenden: neben der Bereinigung der Bilderauswahl und der korrekten Platzierung im Text haben wir, Ernst Ostertag und Stephan Inderbitzin, sämtliche Bildlegenden korrigiert, gekürzt, präzisiert oder neu formuliert. Nun korrespondieren Text und Bild besser. Zudem konnten in diesem Zusammenhang noch etliche Bilder freigeschaltet werden, deren Metadaten bisher fehlten (Copyright, Besitzer, Quellenangabe etc.).
ACHTUNG: Bildvergrösserung im Internet Explorer unkorrekt
si. Die Darstellung der Bildvergrösserungen ist nicht in allen Browsern gleich! Siehe dazu den folgenden Hinweis, der auch nachzulesen ist bei Webwork unter dem Reiter "Optimierung":
Bildvergrösserung im Internet Explorer 9 (und 10)
Die Darstellung der Bildvergrösserung im Internet Explorer 9 (und der kommenden Version 10) ist nicht korrekt: anstelle eines Bild-im-Bild-Browserfensters (sog. iframe) wechselt der IE 9 das Browserfenster und stellt das vergrösserete Bild separat dar. Gegen dieses falsche Verhalten des IE9 gibt es keinen Workaround. Am besten wechseln Sie darum sofort zu einem WEB 2.0 tauglichen Web-Browser.