Newsletter 64

April 2015

Diese Ausgabe enthält folgende Themen: 

  • Kolumne: Die Abstimmungskampagne 2005
  • Generalversammlung des Trägervereins

   

2005: Der heisse Kampf um das Partnerschaftsgesetz beginnt

eos. Lesben und Schwule wussten genau, um was es ging: Wenn das Partnerschaftsgesetz verworfen wird, bleibt die Rechtlosigkeit bestehen. Und wir alle bleiben Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse für zumindest eine ganze weitere Generation. Jede und jeder trug das Seine bei: Gang an die Öffentlichkeit, Flyer verteilen, Fremde ansprechen, Gespräche führen und monatlich einen recht hohen Betrag einzahlen. Die 1,25 Millionen Schweizer Franken für den Abstimmungskampf hat die Community restlos selber aufgebracht.

Die Gegner waren auch jetzt wieder dieselben wie 1938 bei der Einführung des StGB und wie 1992 bei dessen Reform. Diese konservativen und/oder "religiösen" Gegner mit ihren stets gleichen Vorbehalten fern von echten Argumenten würden bestimmt auch dieses Mal viel Dampf erzeugen und schliesslich das Referendum ergreifen. Sie brachten es tatsächlich zustande. Das früheste-mögliche Abstimmungsdatum war der 5. Juni 2005.

Schon lange zuvor liefen wichtige Aktivitäten der Befürworter aus der Community auf Hochtouren: Die Gründung des Vereins "Ja zum Partnerschaftsgesetz" erfolgte bereits am 2. Oktober 2003. Am selben Tag teilten die eben gewählten Verantwortlichen das ganze Land in acht Abstimmungs-Regionen ein, in denen acht neu gegründete Regionalvereine tätig werden sollten. Per Ende Juni 2004 starteten die systematischen Spendenkampagnen. Zwei Wochen nach Ablauf des Referendums (Herbst 2004) gab es die erste nationale Grossdemonstration auf dem Bundesplatz. Auch sie war lange im Voraus geplant. Das Motto hiess "Achtung, fertig, Partnerschaft: Ja, wir wollen!" (Oui au partenariat enregistré! /Sì all'unione registrata!)

Mit der Medienkonferenz vom 21. März 2005 begann der eigentliche Abstimmungskampf. Wir, Röbi Rapp und Ernst Ostertag, erinnern uns noch lebhaft an die Fahrt nach Bern im reservierten Wagen der SBB. Hier trafen wir die Spitzenleute der Kampagne. Es wurde sofort lebhaft erzählt, diskutiert, klargestellt, was jede/jeder sagen will und sagen soll, damit es keine Überschneidungen oder Wiederholungen gebe. Beim Aussteigen waren alle hellwach, total bereit zum Losschiessen, träfe Antworten auf alle möglichen und unmöglichen Fragen lagen startklar im Hinterkopf. Wir beide sollten auf Deutsch, ein Lesbenpaar aus Genf in Französisch von den Erfahrungen berichten, die wir seit unserer "Verpartnerung" (1. Juli 2003) privat und im öffentlichen Raum gemacht hatten. Von "Hochzeit" zu sprechen war nicht opportun, das sei zu "aufreizend".

Der ganz grosse Anlass fand dann am 23. April 2005 statt. Er wurde zum Fanal. Man hatte dafür das Zentrum des Landes gewählt. Am frühen Nachmittag trafen sich vier Frauen in Willisau (LU) vor der katholischen Kirche, sprachen zu den vielen Leuten und traten anschliessend mitten unters Volk. Es waren die ehemalige Justizministerin Ruth Metzler, eine Luzerner Nationalrätin der Grünen, die Chefin der CVP-Frauen und die Zentralpräsidentin des Katholischen Frauenbundes. Offensichtlich, ohne Frauenstimmrecht (1971) wären wir nie dort, wo wir damals und heute stehen! Im späten Nachmittag erfolgte der Startschuss der ganzen Kampagne mit einem Festanlass im Hotel Schweizerhof in Luzern. Die Hauptrede hielt der ehemalige FDP-Präsident Rolf Schweiger. Und das war keine Rede, sondern ein engagiertes Plädoyer zu einem "Ja für Gerechtigkeit in einer Schweiz, die ihre Minderheiten aus Tradition achtet". Später enthüllten die beiden alt-Bundesrätinnen Ruth Dreifuss und Ruth Metzler einige der Werbeplakate, die bald das ganze Land mit ihren bunten, witzigen Botschaften zum Schmunzeln bringen sollten: "Liebe ist..." Der Applaus wollte kaum mehr enden.

Mehr dazu unter Die Abstimmungskampagne

  

Generalversammlung des Trägervereins

jb. Hinter der Website schwulengeschiche.ch steht ein Verein von 24 engagierten Männern, denen es nicht egal ist, ob Schwule eine Geschichte haben und sie auch für eine breitere Öffentlichkeit aufarbeiten. Am 28. April 2015 führt der Verein seine jährliche Generalversammlung durch. Nebst den Vereinsmitgliedern sind selbstverständlich auch weitere Interessentinnen und Interessenten willkommen. Mit Christian Grichting und Lars Baumgartner stellen sich zwei jüngere Mitglieder zur Wahl in den Vorstand. Vereinspräsident Marcel Tappeiner gab letzten Herbst wie angekündigt seinen Amtsverzicht bekannt. Deshalb steht auch die Wahl eines neuen Vereinspräsidenten an.

Die Generalversammlung ist daneben eine gute Gelegenheit, um über die Fortführung der wegweisenden Arbeit von Ernst Ostertag und Röbi Rapp zu informieren. Grosse Projekte kündigen sich an: Nebst der inhaltlichen Weiterentwicklung muss das zugrunde liegende Content Management System auf den neusten Stand gebracht werden. Das gesamte Erscheinungsbild soll ein Facelifting erhalten. Bei dieser Gelegenheit sollen Verein und Website auch mit einem schlagkräftigen Logo ausgestattet werden. Natürlich kostet das alles Geld - und deshalb ist für 2015 eine grosse Fundraising-Aktion für ein erstes Projekt geplant. Der Vorstand freut sich auf eine lebhafte Generalversammlung und auf den spannenden Input durch die Teilnehmer.

Die Generalversammlung des Vereins schwulengeschichte.ch findet am Dienstag, dem 28. April 2015, um 18.30 Uhr statt.
Ort: Katholische Hochschulgemeinde, Hirschengraben 86, 8001 Zürich, Saal 2 im ersten OG.

Alle Basisinformationen zum Verein finden sich unter Trägerverein