Newsletter 120

Dezember 2019

Diese Ausgabe enthält folgende Themen:

  • Warum ich gerne Zeit für schwulengeschichte.ch investiere
  • Gemeinsam schreiben wir unsere Geschichte weiter

  

Warum ich gerne Zeit für schwulengeschichte.ch investiere

dbr. Grüezi! Bonjour! Hello! Buongiorno! Bun Di! - Mit diesem Beitrag gebe ich meinen Einstand bei schwulengeschichte.ch. Mein Name ist Daniel Bruttin und ich habe mich vor ein paar Monaten beim Verein gemeldet, mit dem Angebot, in der Redaktion mitzuhelfen. Das Angebot war willkommen, denn die Website wird mit Freiwilligenarbeit weiterentwickelt und es gibt viel zu tun. Darum wurde mir freie Hand gelassen, wie und wo ich einsteigen wolle.

Beim Durchsehen der Website fällt auf, dass ganz viel Spannendes zu lesen ist. Die Website war ursprünglich ein Buchprojekt von Ernst Ostertag und Röbi Rapp. Diesen Ursprung spürt man noch ganz gut. Persönliche Erlebnisse der Beiden prägen die Texte. Sie haben eine Ära durchlebt, in der sich für queere Menschen das Leben stark verändert hat. Von geheimen KREIS-Treffen zur Demonstration auf dem Bundesplatz für gleiche Rechte ist es ein eindrücklicher Weg. Ich bin beim Lesen immer wieder beeindruckt, was für eine Fülle an Informationen, gut recherchiert und noch besser aufbereitet, auf der Website zu finden ist. Solche Zeitdokumente müssen erhalten bleiben, aber nicht nur das, sie müssen sich auch weiterentwickeln. Nur so bleiben sie lebendig und sind für künftige Generationen attraktiv. Darum investiere ich gerne Zeit in dieses Projekt.

Der Name der Seite schwulengeschichte.ch verspricht nicht weniger, als die ganze Geschichte der Schwulen in der Schweiz zu erzählen. Das ist ein hoher Anspruch. Um diesem gerecht zu werden, gibt es noch so viel zu tun, dass ich gar nicht weiss, wo einsteigen. Eine Website bietet die Möglichkeit, Geschichte auf verschiedenen Ebenen anzugehen. Nicht nur Texte, Biografien, Zeittafeln, Listen mit Namen und Stichworten sind zu finden, es gibt auch einen Newsletter und vor allem bietet das Web die Möglichkeit, Themen zu verlinken und damit eine Suche zu erleichtern. Wo also anfangen?

Nach längerer Betrachtung habe ich mich entschieden, die Zeittafeln zu überarbeiten. Diese geben eine Übersicht über Ereignisse in chronologischer Reihenfolge. Sie sind wichtig, wenn man herausfinden will, wann etwas stattfand oder auch wie lange Prozesse dauerten. Jetzt sind die Zeittafeln unterschiedlich ausführlich gestaltet, die letzten Jahre fehlen und in den Jahren davor scheint der Fokus stark auf Zürich gerichtet zu sein. Manchmal sind Einträge nicht ganz klar, etwa wenn einfach der Name einer Organisation steht. Gründung? Schliessung? Anderes? Wegen fehlender Links zu den Texten ist das nicht so einfach herauszufinden. Dass Links eine grossartige Sache sind, sieht man bei den Namen oder Stichworten, die direkt zu den relevanten Textstellen führen.

Das soll verbessert werden

Da gibt es also Entwicklungspotenzial:

  1. Ein Ereignis muss eine gewisse Relevanz haben, um in den Zeittafeln erwähnt zu werden, es soll eine Veränderung für die queere Welt bedeuten.
  2. Jeder Eintrag muss in sich verständlich sein.
  3. Die Zeittafeln sollen die ganze Schweiz abbilden.
  4. Die Zeittafeln sollen mit dem Rest der Website verlinkt werden.

In einem ersten Schritt werde ich darum die Zeittafeln seit 1960 überarbeiten. Sie sollen chronologisch und in sich verständlich werden. Gleichzeitig werden Einträge von geringer Relevanz entfernt, damit die Zeittafeln übersichtlich bleiben.

Inhalte aus den Regionen

Ich habe vor kurzem viele schwule Organisationen in der Schweiz angeschrieben, damit sie uns aus ihrer Region mitteilen, was in der Vergangenheit an wichtigen Ereignissen stattgefunden hat. Die Rückmeldungen werden laufend in die Zeittafeln eingearbeitet, hoffentlich entstehen daraus auch Texte, die im Newsletter, unter Epochen oder in den Biografien zu lesen sein werden. Gemeldet haben sich Organisationen, die gerade daran sind, ihre Unterlagen für das Archiv aufzuarbeiten. Sie wollen uns diese Unterlagen auch zur Verfügung stellen. Gemeldet haben sich auch Organisationen, die auf ein Jubiläum hin ihre Geschichte aufarbeiten. Noch sind es wenige Rückmeldungen, ich hoffe, dass da noch weitere dazukommen.

  

Gemeinsam schreiben wir unsere Geschichte weiter

Liebe Ver­eins­mit­glie­der

Lieber Leser, liebe Leserin

hpw. Wir vom Verein schwulengeschichte.ch freuen uns ganz ausserordentlich über die Mitarbeit von Daniel Bruttin. In den letzten Monaten haben wir verschiedentlich unsere Fühler ausgestreckt - in der Community und in unseren persönlichen Netzwerken. Dies führte zu Angeboten zur Mitarbeit in ganz verschiedenen Bereichen.

schwulengeschichte.ch bietet heute eine Fülle an gut recherchierten Informationen - eine vorzügliche Basis, die weiterentwickelt werden kann und soll. Jetzt liegt es an uns, diese Arbeit auch zu leisten. Hat unsere Website Schwächen? Ganz sicher. Einige davon erwähnt Daniel in seinem Text. Doch eine Website lebt. Was fehlt, kann zugefügt werden. Was aus der Distanz gesehen nach einer Neubewertung verlangt, kann angepasst werden. Die Website wird ständig erweitert. Sie muss technologisch auf neustem Stand gehalten werden, aber auch näher an die Nutzerbedürfnisse herangeführt werden. Wir sind auf die Unterstützung aus der Community angewiesen. Wie Daniel richtig schreibt: Es gibt so viel zu tun, dass jeder so viel von dem, was ihm am besten liegt, übernehmen kann.

An einer ausserordentlichen Generalversammlung am 24. Oktober wählten die anwesenden Mitglieder einen neuen Vorstand. Sein Ziel ist es die Kontinuität des Projekts zu sichern und dieses dynamisch und den finanziellen, aber auch menschlichen Ressourcen entsprechend auszubauen.

An der ausserordentlichen Generalversammlung trat auch der bisherige Präsident Christian Grichting aus persönlichen Gründen zurück. Wir danken Christian auch auf diese Weise nochmals für sein grosses Engagement in nicht immer einfachen Zeiten.

Hans Peter Waltisberg, Präsident Verein schwulengeschichte.ch

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