Newsletter 132
Dezember 2020
Diese Ausgabe enthält folgendes Thema:
- Mitten in der Gesellschaft angekommen…
Mitten in der Gesellschaft angekommen…
eos. So lautete es vor gut fünfzehn Jahren an der nationalen Pride in Luzern. Die Community traf sich am 18. Juni 2005 zum "Dank ans Volk" nach gewonnener Abstimmung. Das Partnerschaftsgesetz war Realität geworden, und das Motto hiess "Sowieso".
Es war ein sonniger Vorsommertag, so richtig eidgenössisches Festwetter mit frohen Menschen aus allen Landesteilen, herbeigefahren in die geschmückte Stadt am See, symbolhafte Zentral- oder Urschweiz, la Suisse primitive. Man empfing uns freudig. Aufgebaute Stände bei der Kappellbrücke, Infos zu diversen Gruppierungen, brutzelnde Würste, Bierschenken, asiatische fried rice / fried noodle-Düfte aus Strassenküchen, geselliges Beisammensein an rohen Tischen mit langen Bänken, da und dort Jazz- oder andere Bands, eine Ländler-Kapelle, dichtes Treiben und Flanieren hüben und drüben der Reuss. Dazwischen gab es den offiziellen Teil mit Ansprachen und buntem Umzug durch die Altstadtgassen. An einer Ecke zeigten sich Pius-Brüder in Formation mit Transparenten wie "Tsunami lässt grüssen", was uns galt, die wir Erreger von Gottes Zorn seien. Wir steckten es weg, schliesslich beteten auch einige von ihnen, kniend. Ein Wandel, immerhin, in früheren Jahrhunderten warfen uns solche Leute auf den Scheiterhaufen. Die Feststimmung liess den Spuk vergessen. Auch wussten wir um die noch anstehenden Schritte und den langen Weg dazu. Die Frommen und sonstigen Gegner stärken unsere Solidarität, den Willen, die Ausdauer.
Das Partnerschaftsgesetz war die ganz grosse Errungenschaft des noch jungen Jahrhunderts. Aber es war ein Sondergesetz, gemacht für uns. Laut Verfassung ist jeder Bürger vor dem Gesetze gleich. Erst die "Ehe für alle" ist verfassungsgemäss. Das wussten wir, und wir wussten auch, das müssen wir erreichen, vielleicht in zwanzig Jahren. Der Widerstand wird gross sein, gerade in den kleinen Kantonen der traditionsbewussten Suisse primitive. Noch liegt viel Arbeit vor uns, noch brauchen wir viel Durchsetzungskraft. Das war allen klar.
Aber vorerst herrschte Feststimmung und Dankbarkeit dem Stimmvolk gegenüber, jenen Dreifünfteln, die ein Ja eingelegt hatten.
Mehr zum schönen und frohen Tag: Dank an das Volk