Zeittafel

Überblick

Eine Liste von Daten aus dem Altertum bis 1798 soll die Veränderung der Stellung gleichgeschlechtlicher Liebe sichtbar machen. Die entscheidende Schwelle dabei ist das Jahr 534 nC.

Zuvor, im Alten Aegypten und in der griechisch-römisch dominierten Antike gab es offene Sichtweisen dieser Liebe. Sie hatte ihren Platz in Literatur und Kunst ebenso wie im praktischen Leben.

Das änderte sich, als ein altbiblisches Gottesurteil zum Massstab für gewisse - u.a. homosexuelle - Geschlechtsakte übernommen wurde: Die "Sünde Sodoms" zog in die Rechtsprechung ein.

Dazu gibt es ein bestimmtes Ereignis. Im Jahr 534 erschien die Gesetzessammlung des Kaisers Justinian, nach welcher diese "Sünde Sodoms" mit dem Feuertod bestraft wird. Die Ächtung nicht nur im kirchlichen Recht wie bisher, sondern nun auch - mit der Kapitalstrafe - im weltlichen Gesetz, das ist neu. Verfolgung, Einkerkerung, Folter und Hinrichtung, damit waren nun die "Sodomiten" akut bedroht. Und es sind über die Jahrhunderte hindurch viele Zehntausende, nach heutigem Massstab Unschuldige, die zu Opfern wurden. Man sah sie als Ketzer, Gefallene. Als Liebende konnte sie niemand mehr erkennen. Die "Sünde Sodoms" zog ins frühe Christentum ein und bewirkte nun eine dramatische Wende in der Rechtsprechung.

Erst im Zeitalter der Aufklärung, des Humanismus, der Forschung und Einsicht, dass der Mensch ein eigenständiges, selbstverantwortliches Wesen ist, begann ein Denken, das zur Erklärung der Menschenrechte und zur Demokratie als Staatsform führte. Mit der Französischen Revolution zog dieses Denken auch in die Gesetzgebung ein. Die "Sünde Sodoms" landete auf dem Müll.

Doch das Gewohnte kehrte zurück.

In der Zeittafel 1794-2007 geht es weniger um Ächtung. Hier sind u.a. die neuen Daten und Prozesse aufgelistet: die Selbsterkenntnis als eigenständige Spezies, die Bestrebungen um Anerkennung und die Emanzipation bis zur rechtlichen Gleichstellung.

Ernst Ostertag, Oktober 2010, August 2023