Finanzdirektion Zürich
Finanzdirektion Zürich gegen Homosexuelle
"Die Kantonale Finanzdirektion (ZH) gegen Homosexuelle!"
So lautete der Titel im Freundschafts-Banner, Heft 13/1932, worin ein Bericht aus dem Tagblatt der Stadt Zürich zitiert wurde. Dort hiess es, die Finanzdirektion habe verlauten lassen, Zurückhaltung bei der Bewilligung von Wirtschaftspatenten an homosexuelle Wirte sei gerechtfertigt, besonders dann, wenn es Anzeichen gebe, dass sie ihr Lokal zum Treffpunkt von ihresgleichen machen könnten. Denn der Staat habe kein Interesse an einer Förderung solcher Beziehungen. Der Kommentar dazu war deutlich und stammte vermutlich aus der Feder von August Bambula:
"Für die Finanzdirektion sind wir Minderwertige! Das ist ein Faustschlag ins Gesicht aller Homoeroten, [...] von Tausenden anständiger Mitbürger. [...] Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, solchen Leuten, die an ihren Posten oft Hervorragendes leisten, aus ihrer von der Natur gegebenen Veranlagung heute noch ein Verbrechen zu machen. Wozu haben denn Wissenschafter und Forscher [...] herausgefunden, dass unsere Veranlagung zum grössten Teil von der Natur gegeben ist?"
Und das Freundschafts-Banner doppelte in seiner Ausgabe 16/1932 nach1:
"Wir glauben, dass die Forschungen eines solchen Gelehrten [Auguste Forel, 1848-1931] auch praktisch und gerade vom Staat zu Nutzen gezogen werden sollten. Wenn der Staat auch kein Interesse an der Förderung solcher Beziehungen hat, so können wir, als Staatsbürger, doch zum mindesten verlangen, dass der Staat uns nicht zu Bürgern zweiter Klasse degradiert."
Als weiteres Argument wurde zudem angefügt, dass "durch das Halten solcher Lokale gerade die ekelhafte männliche Prostitution" bekämpft werde, indem anständige Menschen einander dort treffen könnten und sich somit "von unwürdigen Plätzen abwenden".
Darunter folgte das Antwortschreiben der Finanzdirektion, die ihren bisherigen Standpunkt wiederholte, aber zum Schluss bekannte:
"Damit soll selbstverständlich in keiner Weise ein Werturteil ausgesprochen oder Ihre Mitglieder als Menschen zweiter Klasse erklärt werden."
Dieses Vorgehen gegenüber einer Behörde war sehr mutig, besonders wenn man bedenkt, wie klein die Gruppe der Aktiven und Abonnenten war in jener Zeit von Wirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und politischer Verunsicherung durch die faschistischen Erfolge in Italien und den zunehmenden Druck in Deutschland. Man hatte die Behörde zu einer klaren Stellungnahme gezwungen.
Ein vergleichbares gemeinsames Vorgehen von Frauen und Männern gab es nicht mehr bis 1978/79, als die Vernichtung der Homoregister gefordert und durchgesetzt wurde.
Ernst Ostertag, Februar 2005
Weiterführende Links intern
Quellenverweise
- 1
Freundschafts-Banner, 16/1932, Seite 2 und 3.