Vereinsleben

Geselligkeit

Im Protokollbuch des Freundschafts-Verbandes wurde ein "Ballbericht über unser Herbstfest" vom 30. September 1933 aufgezeichnet. Dieses Fest begann bereits um 8 Uhr morgens im Restaurant Gsteig (1955 abgerissen und durch Wohnblöcke ersetzt) an der Gsteigstrasse, die vom damaligen Weinbauern- und Vorstadt-Dorf Höngg (Eingemeindung in die Stadt Zürich 1934) bei Zürich nach Affoltern hinüberführte. Einige Abschnitte:

"In der Mitte des Saales mahnte [...] unser liebes Banner zum festen Zusammenschluss, umrahmt von breiten Stoffschleifen. [...] In der Mitte der Wand bekundete unser weisses Kreuz im roten Feld unsere Nationalitäts-Angehörigkeit. Es war denn auch sehr angebracht, unsere Schweizerische Organisation gerade durch die Staatsflagge kräftig herauszuheben. [...] Bis auf wenige Kantone war die ganze Schweiz mit Artgenossen vertreten. Gibt das nicht Mut und Freude zur Sache? [...] Wir hatten das Vergnügen, nicht weniger als 18 unserer lb. Basler Verbandsmitglieder in unserer Mitte zu haben, wovon 3 der Sektionsleitung angehören. [...]

Es war noch nicht 12 Uhr, als schon der letzte Platz [...] belegt war. [...] Eine wirklich schmissige Tanzkappelle aus drei Mann [...] sorgte fast ohne Unterbruch für allseits angenehme Tanzbelustigung. Ca. 11 Uhr begrüsste unsere Präsidentin, Frl. A. Vock, die aufmerksam zuhörende Festversammlung. Fünf Minuten vor 12 Uhr wurde ein kleines Verbands-Familienfestchen angekündigt + es war herzergreifend zu sehen, wie überrascht + aufs tiefste gerührt unsere Jubilarin, Kassierin + Festtagskind, Frau Eichenberger, vor den vielen Blumenspenden stand. Ein Marsch tönte [...] langsam durchschritt ein Festzug in 2er Reihen den Saal. [...] Das vorderste Paar, ein Herr im Frack + die Freundin des Festkindes trug einen wunderbar zusammengestellten Blumenkorb mit einer Festgratulation. [...] Die Inschrift lautete:

'Zum 50. Geburtstag unserer lb. Kassierin die herzl. Glückwünsche vom S.Fr.V.' [...]

In Reih und Glied folgte die ganze Zürcher Sektion. Geschmückt mit angesteckten Nelken. Vor der Musik wurde Halt gemacht, die Reihen lösten sich links + rechts zum Halbkreis auf + umrahmten die farbenprächtige Blumenspende. Das Leitpaar deklamierte ein in Mundart abgefasstes Gedicht, das die Aktuarin (Laura Thoma) zum Festchen stiftete + den feierlichen Abschluss bildete [...] eine überreichte Blumengabe der lb. Basler Sektion. Man sah + fühlte, dass [...] die ganze Verbandsfamilie [...] teilnahm. [...] Frau Eichenberger richtete noch einige Dankesworte an alle [...] + ein Freundschaftskuss seitens der Präsidentin versiegelte [...] die Segenswünsche. Aus allen Kehlen ertönte kräftig + überzeugt das lb. Bundeslied unter Musikbegleitung. [...]

Eine kurze, aber sinnvolle Ansprache unseres lb. Basler Artgenossen + Vorstandsmitgliedes Herrn 'Walli' gab einem aufrichtigen Dank + einer ehrlichen Bewunderung über die Leistungen unseres Verbandes Ausdruck. Seine besonders anerkennenden Worte für unsere weibliche Führung verdienen hier festgehalten zu werden, wenn er sagt:

'Was unsere Männer nicht fertig brachten, das haben nun unsere Frauen aufgebaut.'

Dies ein beachtenswertes Wort ins Stammbuch unserer Frauenfeinde. Es gibt also doch noch Männer, Gott sei Dank, die die Intellektualität + Leistungsfähigkeit der Frau nicht in altgewohnter, traditioneller Art + Weise unterschätzen. [...]

Besonders die Versteigerung eines wundervoll zusammengestellten Präsentkorbes, geschmückt mit lilafarbenen Schleifen + grünen Zweigen [...] legte Zeugnis dafür ab, dass [...] unsere Artgenossen [...] auch ein offenes Portemonnaie für den Kampf bekunden. [...] Es sind sage + schreibe 108 Frs [nach heutigem Wert mindestens 20 Mal mehr]. zusammengeflossen . [...] Damit wird bald ein Postcheck-Konto aufgeschlossen. [...] Was unsagbaren Dank + Anerkennung verrät, mag die grosse Selbstlosigkeit [...] beweisen, dass der Gewinner des Früchtekorbes, ein Artgenosse aus der welschen Schweiz, seinen Gewinn der Präsidentin überreichte."

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Ernst Ostertag, Februar 2005