Engagement

Das Engagement von Karl Meier für die Zeitschrift

Bereits am 15. Mai 1934, nur wenige Tage nach seinem ersten Besuch im Vereinslokal, brachte das Schweizerische Freundschafts-Banner, (FB), den ersten Artikel Meiers "Appell an alle!", worin er für ihn so typische Sätze schrieb wie:

"Wir leben vorläufig noch in einer demokratischen Schweiz. Noch haben wir das Recht zu diskutieren [...]. Solange auch unsere Liebe in wahrhaft christlichem Sinne beweist, dass das Aufgehen des eigenen Ich im grösseren Du der beseligende Lebensinhalt bleibt, so lange, hoffen wir, gibt uns unsere Heimat das Recht, gegen die gesellschaftliche Ächtung unserer Art zu kämpfen, die jahrhundertealten Vorurteile verkrampfter Lebensanschauungen fortzuräumen [...]. Unsere Liebe wird hineingeboren in Hütte und Palast, sie brennt in der Brust des Kohlenarbeiters und im Herzen des grossen Denkers. Sie ist ewig wie Sonne und Erde [...] sie ist nicht Abschaum oder Verirrung, sondern Geschenk aus einer grösseren Hand. [...] Wenn wir aufhören zu kämpfen, hören wir auf zu sein."

Am 27. Mai 1934 stellte er den Antrag zur Aufnahme als Mitglied des "Schweizerischen Freundschafts-Verbandes" und ab sofort wurde er fester Mitarbeiter der Zeitschrift. Er unterschrieb mit dem ursprünglichen Namen, den ihm seine ledige Mutter vor der Adoption durch die Familie Meier gab: Rudolf Rheiner. Mit diesem Namen hatte er auch schon den "Appell an alle!" unterzeichnet. Gelegentlich verwendete er auch die Pseudonyme Gaston Dubois oder Karl Pfenninger. Ab Mai 1937 tauchte bereits der Name "Rolf" auf, den er dann für immer behielt.

Im Schweizerischen Freundschafts-Banner vom 1. Juni erschien ein weiterer Artikel Karl Meiers, "Das falsche Bild", signiert mit Gaston Dubois. Darin verdeutlichte er seine Gedanken und formte bereits die Grundhaltung des späteren KREIS1:

"Die platte Bezeichnung 'Homosexualität' legt den Ton in einer verhängnisvollen Weise auf nur körperliche Dinge. Es ist der Fluch unserer Zeit, dass sie Sexus von Eros trennt, dass sie von keiner vollkommenen Hingabe mehr weiss. [...] Menschenwürdiges Leben ist nur da, wo um ein Wesen in der beglückenden Ganzheit seines irdischen Seins gerungen wird. [...] Es ist Liebe - auch bei uns. Was zwei Menschen glücklich und lebenstüchtig macht, kann niemals gegen die Natur oder hässlich sein. [...] Auch in einer unfruchtbaren Ehe behält das Erotische wesentliche Bedeutung. Hingabe ist ja nicht nur bloss ein physischer Vorgang, sondern ebenso sehr der innigste Austausch seelischer Kräfte. [...] Man verzeiht einem jungen Mann die syphilitische Dirne, einen doppelten und dreifachen Ehebruch, aber nicht den homoerotischen Freund. Er kann der pflichttreueste Beamte sein, der glänzendste Erzieher, der bezauberndste Künstler: die gedankenlose Mittelmässigkeit hat das Recht, ihn täglich zu besudeln. [...] Dieser Kampf gegen Berge dumpfen Unverstandes [...] wird niemals aufhören, [...] bis alle Augen klarer sehen und alle Herzen gerechter urteilen werden."2

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Ernst Ostertag, Juni 2004

Weiterführende Links intern

Schweizerisches Freundschafts-Banner

Quellenverweise
1

Karl Meier unter dem Pseudonym Gaston Dubois: Schweizerisches Freundschafts-Banner vom 1. Juni 1934, "Das falsche Bild"

2

Nachdruck in Der Kreis, Le Cercle, The Circle, 9/1957, Jubiläumsheft "25 Jahre Der Kreis"