vor 1922

Homosexuelles Leben

In der Schweiz

1867

promovierte die erste Frau an einer schweizerischen Universität als Ärztin. Das war in Zürich, und diese Frau war die Tochter eines freigelassenen russischen Leibeigenen.

1872

bestand die erste Schweizerin das Staatsexamen, ebenfalls in Medizin, ebenfalls an der Universität Zürich.

Ab 1900

gab es Frauen an fast allen Universitäten des Landes; sie machten 25 Prozent der Studierenden aus und waren zu 90 Prozent Ausländerinnen.

Erstmals war es Frauen möglich, ihr Leben selbständig zu führen, ohne Abhängigkeit von Mann und Familie. Unter diesen Frauen gab es etliche, die in langjährigen Partnerschaften mit anderen Frauen lebten. Einige wurden bekannte Persönlichkeiten, deren Leben entsprechend dokumentiert ist.

1911

hob die Zürcher Polizei ein Männerbordell am Limmatquai auf. Ein Skandal und Anlass zur strengen Observation dieses Milieus durch die Polizei. In diese Zeit fallen die ersten Registrierungen von Homosexuellen. Männliche Prostitution hatte schon Jacob Rudolf Forster in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt und in seiner Autobiografie beschrieben.

Deutsche Autoren wie Ferdinand Karsch-Haack und Magnus Hirschfeld berichteten in den Jahren vor 1914 über die Szene an diversen Orten der Schweiz, wo man stets mühelos "gleich empfindende oder zum Verkehr sich anbietende oder bereite Partner" finden könne. Im "Reiseführer", Berlin 1920, waren Treffpunkte in Basel, Zürich und St.Gallen vermerkt oder sie wurden über den Verlag vermittelt.

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Ernst Ostertag, August 2010