Zitate

Aus dem zweiten Band von 1838:

"[...] dass diese Liebe, die kein Wesen des anderen Geschlechts anfachet, wohl aber das eigene, dass diese [...] Liebe nicht oder weniger [...] sei; gegen diese grösste aller [...] Lügen auf Erden rufe ich, so laut ich es vermag, jedem das Gegenteil zu: SIE IST! und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie Natur ist [...] und nie anders als mit dem Menschengeschlecht selbst aufhören kann [...]."

Aus der Vorrede:

"Sitten und Gesetze für Erschaffung oder Zernichtung einer Liebe sind lächerlicher, oft aber verbrecherischer Unsinn gegen die Schöpfung, gegen die Natur des Menschen! [...] und im Sitten- und Kriminalwesen wird das Lächerliche zum bitteren Ernst."

Aus dem ersten Band von 1836:

"Unsere ganze (allgemein übliche) Behandlung dieser Erscheinung beruht lediglich auf dem Ausspruch: 'Sie ist nicht Natur'. Das menschlichste und in sich klarste Volk [gemeint sind die alten Griechen] das je gelebt hat, vor dem wir nichts voraus haben als etliche mechanische und physikalische Erfindungen und Maschinen, von denen die jetzige Menschheit selbst die grösste und merkwürdigste ist, dieses Volk aber sagte: 'Sie ist Natur'. Wir aber, und die Schand- und Schmachzeiten alles Menschlichen sagen das Gegenteil."

"Wie durch die Liebe, so ist auch der Mensch zur Liebe erschaffen, und zwar zu der, die sich von selbst, ohne Hinzutun eines Menschen, in ihm kundgibt."

"Das Anerkannt-Sein oder Nichtanerkannt-Sein seiner Individualität entscheidet über den ganzen Wert und Verlauf eines menschlichen Daseins."

"Der Lasterhafteste kann die Frauen und der Tugendhafteste Männer lieben. Die Geschichte ist dieser Erweise voll; keine Liebe ist an sich Tugend oder Laster, so wenig als Wille und Selbstbestimmung."

"Eine spätere wissenschaftlichere Zeit mit Menschen von freiem Denken und vernünftigem Wesen wird es [gemeint ist sein Werk "Eros"] begreifen, richtig auffassen und darstellen [...] dann mag Erfolg und Schicksal dieser Stimme an die Menschheit zum Fingerzeig werden."

"Wir [gemeint sind die Männer des griechischen Eros] sind eine Nation, welche ihr Geschlechtsleben noch nicht zu der ihm einwohnenden geistigen Erhabenheit und Bedeutung in die freie Idee empor zu heben gelernt hat."

"Es ist zum Teil auch diese Überzeugung, dass ich den dritten Teil [den 3. Band] liegen liess: Je tiefer ich von der grossen Idee ergriffen bin, umso sicherer ist auch meine traurige Überzeugung, dass sie nur durch einen grossen, gebildeten, gelehrten Mann unserer Zeit gemäss darstellbar ist."1

"Wie froh wäre ich, alle meine die Idee des EROS betreffenden zahlreichen Bücher einem fähigen Manne im Interesse einer verlassenen Wahrheit überlassen zu können, und der hätte bei mir den Rechtstitel darauf - weil ich heute oder morgen sterbe, denn ich bin schon 71 Jahre alt."2

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Ernst Ostertag, Januar 2004

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 12/1964.

2

Der Kreis, Nr. 12/1964.