Schweizer Geschichte

"Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft" - ohne Müllers Werk kein "Wilhelm Tell"

Das gross angelegte und in wohlgeformter Sprache geschriebene Werk "Geschichten Schweizerischer Eidgenossenschaft" wurde rasch so bekannt und berühmt, dass jeder dieses Land, dieses Volk und den Autor besuchen und kennenlernen wollte. Ein Erfolg, der umso grösser war, da Johannes von Müller nicht über die ersten fünf "Theile" hinauskam und es gerade bis zu den Burgunderkriegen (1474-1477) schaffte.

Im eigenen Land allerdings weckte diese Schweizergeschichte - besonders bei gewissen Patriziern und ihrem einflussreichen Umfeld - auch Verstimmung. Denn als Motto hatte Müller ein Wort seines Zeitgenossen, des Berner Gelehrten Albrecht von Haller (1708-1777) auf der Titelseite seines Werkes vorangestellt:

"Sag an, Helvetien, du Heldenvaterland! Wie ist dein altes Volk dem jetzigen verwandt?"

Diesem Spruch blieb er treu und hielt der dem Untergang geweihten Alten Eidgenossenschaft den untrüglichen Spiegel ihrer idealisierten Ursprünge entgegen. Der erste Teil erschien 1780, neun Jahre vor der Französischen Revolution. Müllers "Geschichten" waren auch ein Politikum.

Gleichfalls, dieses Werk brachte das Interesse und die Begeisterung für die Schweiz, die im 18. Jahrhundert ganz Europa erfasst hatte, auf einen neuen Höhepunkt. "Schillers 'Wilhelm Tell' ist ohne Müllers Schweizergeschichte nicht denkbar."1

Ernst Ostertag, August 2010

Quellenverweise
1

René Specht: Schaffhauser Nachrichten, 3. Januar 2002, zum 250. Geburtstag von Johannes von Müller.