Deutscher Jurist

Wer war er?

Karl Heinrich Ulrichs lebte zuerst in Hannover, dann in Berlin, um schliesslich nach Italien ins Exil zu gehen und dort verarmt zu sterben. Er ist der grosse deutsche Pionier.

Er kam zu denselben Einsichten, entwickelte fast dieselben Thesen wie der Schweizer Heinrich Hössli. In Hösslis Todesjahr, 1864, begann er sie zu veröffentlichen, anfänglich unter dem Pseudonym Numa Numantius. Bis 1879 gab er insgesamt zwölf Schriften heraus unter dem Sammeltitel "Forschungen über das Räthsel der mann-männlichen Liebe".

"Ein hochbegabter junger Mann, liebenswürdig, geistreich, gescheit, grundehrlich, mit glänzenden Karriere-Aussichten, wird plötzlich gewahr, dass er homosexuell ist. [...] Er erforscht sich selbst, sieht sich um im Deutschland des 19. Jahrhunderts und entdeckt, wie Millionen völlig unschuldiger Männer verlacht, geächtet, wirtschaftlich ruiniert, eingekerkert, in Not, Elend und Selbstmord getrieben werden, weil sie homosexuell sind. Völlig sinnlos! - Er beschliesst, mit den Waffen des Geistes gegen das himmelschreiende Unrecht sich zu wehren, und es beginnt die tragische Geschichte eines Gelehrten, der im Kampf um das Daseinsrecht der Homosexuellen sein Leben ruiniert hat."

So begann Jürg Amstein seinen Aufsatz über Karl Heinrich Ulrichs, den er für die Zeitschrift hey 1983 schrieb.1 Und er fuhr fort:

"[...] Ulrichs war ein Mann von universeller Gelehrsamkeit. Nicht nur in seinen Hauptfächern, der Jurisprudenz und der Theologie, sondern auch in den Naturwissenschaften und der Philosophie war er völlig zu Hause. In Mathematik, Astronomie, Archäologie, in der Münzen- und Schmetterlingskunde leistete er Hervorragendes. Das klassische Latein beherrschte er in so vollendeter Weise, dass zeitgenössische Kenner in ihm den vorzüglichsten Meister dieser Sprache erblickten."

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Ernst Ostertag, September 2006

Quellenverweise
1

Jürg Amstein, unter dem Pseudonym Jürg Ambach: Aufsatz über Karl Heinrich Ulrichs, hey, Sprachrohr der Schweizerischen Organisation der Homophilen, SOH, Februarheft 1983, ab Seite 7.