Beispiel
Programm
Manche Sketches gingen zu weit. Ein Beispiel:
Der nach Intervention des deutschen Generalkonsulats und in Vereinbarung mit dem Stadtpräsidenten abgesagte Sketch (Text von Max Werner Lenz) gehörte zum Programm "Aschpiraziönli" vom April 1939, nach Besetzung der Tschechoslowakei, und hatte den Titel "Grössenwahn".
Es spielten das Duo Alfred Rasser als A. für Adolf Hitler und Karl Meier als B. für Benito Mussolini.
"Darin wurden zwei geisteskranke Schweizer, A. und B., in einer Irrenanstalt geschildert. Obschon keine Namen genannt wurden, A. und B. sprachen urchiges Schweizerdeutsch, merkte das Publikum schon allein an der Gestik, dass es sich um Hitler und Mussolini handelte, und reagierte auf jede Anspielung mit Gelächter. Die Devise 'C'est le ridicule qui tue' bewährte sich genau wie seinerzeit, als der Frontenfrühling sarkastisch aufs Korn genommen wurde. Nur war diesmal das Vergnügen von kurzer Dauer."1
Geistige Landesverteidigung
Einblick in die damalige Lage nach Kriegsausbruch und Generalmobilmachung vom 1. September 1939 gibt ein Brief, den Karl Meier / Rolf am 27. September an seinen Mitarbeiter im Menschenrecht, Charles Welti (Eugen Laubacher), schrieb, der "im Dienst an der Grenze" stand:
"Das Theaterleben schien anfangs ins Stocken zu geraten, aber auf Anraten der Behörden sind die Betriebe doch überall weitergeführt worden - bis auf das Corso! - und die Besucherzahl scheint dem Wagnis recht zu geben."
"Auch wir vom Cornichon setzten uns heute Abend zur ersten Besprechung [des neuen Programms] zusammen und werden aller Voraussicht nach am 16. Oktober eröffnen! Wir glauben, es tun zu dürfen, denn es regnet von allen Seiten Anfragen, ob wir denn die Geistige Landesverteidigung ganz aufgegeben hätten!! Also wagen wir es."
Und in einem zweiten Brief an Charles Welti berichtete Karl Meier am 21. November 1939 (beide Briefe sind im Nachlass Eugen Laubacher / Charles Welti, Schwulenarchiv Schweiz, sas):
"Seit 23. Oktober spielen wir wieder im Hirschen 'Landi 1964' [das neue Programm mit Blick auf die nächste Landesausstellung], der Besuch ist nach wie vor gut bis sehr gut. Weihnachten werden wir wahrscheinlich wieder im Corso starten. Hoffentlich sind Sie vorher zurück!"
Ernst Ostertag, September 2004
Weiterführende Links intern
Quellenverweise
- 1
Elsie Attenhofer: Cabaret Cornichon, Erinnerungen an ein Cabaret, Benteli Verlag, Bern, 1975, Seite 151.