1933

München

Protest von Erika Mann und Therese Giehse

Zu den Protestierenden gehörten die beiden ältesten Kinder von Katia und Thomas Mann: Erika und Klaus, beide homosexuell. Im Exil gab Klaus von September 1933 bis August 1935 die literarische Widerstandszeitschrift "Die Sammlung" heraus. Erika gründete zusammen mit ihrer jüdischen Freundin Therese Giehse (1898-1975) das literarische Cabaret "Die Pfeffermühle". Dazu Erika Mann1:

"Unleugbar standen wir 'im Einsatz', allen voran die Giehse. Denn während der Zündstoff von mir kam - etwa 85 Prozent der Texte lieferte ich, zu etwa 10 Prozent war Klaus vertreten, und das Restchen entstand am Rande -, war doch besonders sie es, die zündete."

Der "Zündstoff" lag in literarisch verdeckten, doch deutlich ironisierenden Weisen der Kritik an den aktuellen politisch-gesellschaftlichen Umbrüchen und war in Liedern und Gedichten geschickt verpackt.

Am 1. Januar 1933 - 29 Tage vor der Machtergreifung Hitlers - eröffneten sie die "Pfeffermühle" in München. Sie hatten dazu die Unterstützung von Klaus und etlichen Freunden und konnten die "Bonbonnière" anmieten, ein Vergnügungslokal neben dem Hofbräuhaus, in dem nur wenige Wochen später Hitler als neuer Reichskanzler seine Antrittsrede vor Parteigenossen halten sollte.

"Bevor Erika, Klaus und Therese Giehse im März 1933 Deutschland verliessen, konnten sie immerhin noch zwei Programme in der 'Bonbonnière' vorstellen. Der Erfolg beim Publikum gab ihnen recht. [...] Die Botschaften wurden verstanden, von Anhängern wie von Gegnern. Auch das neue Regime interessierte sich im Februar 1933 für das Kabarett. Innenminister Frick persönlich war bei einer Aufführung anwesend und machte sich Notizen."2

Ernst Ostertag, September 2004

Quellenverweise
1

Therese Giehse: Ich hab nichts zum sagen, Bertelsmann, 1973, Kapitel "Pfeffermühlenzeit 1933-1937", Seite 50ff

2

Armin Strohmeyr, Klaus Mann, dtv Portrait, 2000, Seiten 63/64