1985/2008

Späte Anerkennung

… und ein Mahnmal

Zum 40. Jah­res­tag der Be­en­di­gung des Zweiten Welt­krie­ges hielt der damalige Bun­des­prä­si­dent Richard von Weiz­sä­cker am 8. Mai 1985 eine An­spra­che im Ple­nar­saal des Deut­schen Bun­des­ta­ges in Bonn. Darin sagte er unter anderem:

"Wir gedenken der er­mor­de­ten Sinti und Roma, der ge­tö­te­ten Ho­mo­se­xu­el­len, der um­ge­brach­ten Geis­tes­kran­ken, der Menschen, die um ihrer re­li­giö­sen oder po­li­ti­schen Über­zeu­gung willen sterben mussten."

Damit wurden erstmals in Deutsch­land Ho­mo­se­xu­el­le als Opfer des Na­zi­ter­rors of­fi­zi­ell an­er­kannt.

Am 27. Mai 2008 konnte ein Mahnmal am süd­li­chen Rand des Berliner Tier­gar­tens enthüllt werden. Es galt den ho­mo­se­xu­el­len Nazi-Opfern. Aus einer Mit­tei­lung von Pink Cross:

"Pink Cross Co-Prä­si­dent Pierre André Rosselet reiste auf Ein­la­dung des deut­schen Bun­des­mi­nis­ters für Kultur und Medien zu den Fei­er­lich­kei­ten und traf sich dabei auch mit Klaus Wowereit, dem Re­gie­ren­den Bür­ger­meis­ter [...].

Das Denkmal ist eine schlich­te graue Stele, die an die Stelen des viel grös­se­ren Denkmals für die er­mor­de­ten Juden auf der ge­gen­über­lie­gen­den Stras­sen­sei­te erinnert. Durch die 'Ent­leh­nun­g' der Stele will das nor­we­gisch-dänische Künst­ler­duo [...] zeigen, dass auch bei den Opfern die Schwulen gleich­wer­tig sind und es keine 'Op­fer­hier­ar­chie' gibt. In dieser Stele gibt es einen Schlitz, durch den der Be­trach­ter ein Video sehen kann: Zurzeit zwei junge Schwule, die sich im Park innig küssen, ein starkes Bild, welches leider immer noch heftige ho­mo­pho­be Re­ak­tio­nen her­vor­ru­fen kann.

Die Bot­schaft der Redner war klar: Die Be­wäl­ti­gung der Ver­gan­gen­heit - nicht nur der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen, auch der nach­fol­gen­den re­pu­bli­ka­ni­schen - ist wichtig. Aber es gibt auch heute noch viel zu tun, um die wirk­li­che Gleich­be­rech­ti­gung und Ak­zep­tanz der Ho­mo­se­xu­el­len zu er­rei­chen."

Nach oben

Ernst Ostertag, Mai 2008