1937

Menschenrecht: erstes Jahr

Mit der Bitte um finanzielle Unterstützung startete man ins erste Jahr des neuen kleinformatigen Menschenrecht. Zugleich setzte die allererste Illustration einen frischen Akzent.

Eine Serie über Äusserungen von Schweizer Wissenschaftern zur Homoerotik sollte Argumente liefern für Diskussionen mit Aussenstehenden. Das war bewusst gewählt im Hinblick auf die wahrscheinliche Volksabstimmung über das neue Strafgesetzbuch (StGB). In der Dezember-Nummer erschien ein Hinweis auf den Beginn des gegnerischen Referendums und es war sicher, dass genügend Unterschriften zusammenkommen würden.

Im April begann eine Serie zum Thema Heirat von Homosexuellen (mit einer Frau). Klar befürwortet wurde einzig die Verbindung von "Kamerad mit Kameradin". Denn das war ein relativ einfacher Weg in die Unsichtbarkeit, den viele in jenen bedrückenden Jahren wählten.

Zur düsteren Zeit äusserten sich Anna Vock in ihrem Artikel "Willkür im Neuen Deutschland, Kirche und III. Reich" und Karl Meier, der sich nun immer öfter "Rolf" nannte, mit dem Notruf "Fünf Minuten vor Zwölf!" Er schrieb ihn als Zusatz zum Bericht über die Generalversammlung und das Herbstfest.

Trotz allem: Es gab im neuen Klublokal ein Frühlingsfest zu dessen Eröffnung und ausser dem grossen Herbstfest auch eine Weihnachtsfeier.

Im Mai übernahm Karl Meier die volle finanzielle Garantie der Zeitschrift, zugleich mit der Loslösung von der Organisation "Liga für Menschenrecht", die Anfang 1939 erlosch.

Ernst Ostertag, September 2010