Skandal in St.Gallen

Zur selben Zeit kam ein langer Skandal in St.Gallen zum Abschluss und veranlasste die Redaktion zu einer Stellungnahme1:

"Die ausgedehntesten Untersuchungen, Verhaftungen und oft wochenlangen Freiheitsberaubungen anlässlich des St.Galler Skandals haben aufs Neue bewiesen, dass es nur ein verschwindend kleiner Prozentsatz war, der sich wirklich strafbarer Handlungen wie Verführung Jugendlicher oder Päderastie schuldig gemacht hat. [...] Dennoch haben viele nach zürcherischem Gesetz Unschuldige Existenz und Stellung verloren. Die meisten davon verdanken das Hineingerissen werden der Angeberei der Strichjungen. Sollten da unseren Homoeroten nicht endlich die Augen aufgehen?"

Dieser Stellungnahme vorangestellt war ein Aufruf zur Gründung eines eigenen St.Galler Klubs:

"St.Galler, merke auf!

Auch wir haben ein Recht zu leben und wir fordern dieses Recht! [...] Es ist die Anregung gefallen, trotz allem einen St.Galler Klub zu gründen und zwar auf solider und wohlanständiger Grundlage. [...] [Es sollen] Menschen unserer Art [zusammenkommen für] ein geselliges, frohes Beisammensein. [Der Klub] soll uns Vorträge zur Belehrung, Ausflüge, Unterhaltung und mehr Freude am Leben geben. [...] St.Galler! Es ist Deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, für Dich, für unsere Art etwas zu tun! [...] Vorerst möchten wir eine Rundfrage eröffnen. Deine ganz persönliche Meinung ist uns da sehr wertvoll."

Das Ganze blieb offenbar ein Versuch. Weder eine St.Galler Gruppe noch Rückmeldungen auf die Rundfrage wurden in weiteren Heften des Menschenrecht erwähnt.

Ernst Ostertag, August 2004

Quellenverweise
1

Menschenrecht, Nr. 4/1938