Geschichten
… und eine Folge von Mundart-Geschichten von Karl Meier / Rolf
Die beiden Hefte 7 und 8 brachten Werke von Ernst Penzoldt: die Erzählung "Winckelmann" und eine ebenfalls homoerotische Geschichte aus der Novellensammlung "Die Portugalesische Schlacht".
Das Oktoberheft schliesslich war eine eigentliche Literaturnummer. Karl Meier / Rolf begann mit einer Serie von Mundart-Erzählungen aus seiner eigenen Feder. Die erste davon hiess "Allerseele, E Skizze vom Karl Pfenninger". So ging es weiter, zunächst regelmässig, dann mit Unterbrüchen. Die beiden Geschichten vom Mai und November 1941 nannten "Beatus Schlicht" als Autor, doch Sprache und Stil weisen eindeutig auf Karl Meier. Im Menschenrecht 4/1942 erschien die letzte: "D' Bäsi", eine Erzählung "vom Rolf". Sie alle sind besondere, eindrückliche Geschichten von einfachen Menschen, erzählt in einer urchigen und doch immer auch poetischen Sprache und würden es verdienen, einmal wieder neu und als Ganzes herausgegeben zu werden. Sie sind wohl die einzige homoerotische Prosa in Schweizer Mundart, Zürcher Dialekt mit Ostschweizer Einschlag.1
Das Literaturheft vom Oktober 1940 brachte auch ein langes dreiteiliges Gedicht von Sagitta, aus seinen "Büchern der namenlosen Liebe". Zugleich begann Karl Meier / Rolf "Das künstlerische Werk" mit den beiden Sagitta-Titeln "Der Puppenjunge" und "Bücher der namenlosen Liebe". Ein Hinweis informierte, dass diese Werke zwar nicht mehr im Buchhandel, aber antiquarisch noch immer zu finden seien.
In 11/1940 folgte in derselben Rubrik die Einführung in Otto Zareks "Begierde, Roman einer Weltstadtjugend", über den Karl Meier schon in Der Eigene geschrieben hatte. Er schloss:
"Eine der bezauberndsten Stellen des Werkes veröffentlichen wir in dieser Nummer. Mag sie für ein selten gewordenes Buch werben, das vereinzelt noch durch Buchhandlungen und Antiquariate erhältlich ist."
Unter dem Titel "Geschenk des Lebens" erschien dieser Ausschnitt auf Seite 6 und 7.
Ein "Oliver" fügte in "Das künstlerische Werk" derselben Novembernummer die Beschreibung eines "subtilen Versbandes" an, "Die dunkle Wanderung" von René Lermite. Im Eigenverlag sei dieses Buch erschienen und könne durch die Redaktion bezogen werden. Dann schloss die Rubrik mit der Aufforderung:
"Wer seinem Freund auf Weihnachten etwas Wertvolles schenken will, wird in den Bücheranzeigen dieses Jahres sicher etwas finden. [...] Wir verweisen nachdrücklich auf die zweite Umschlagseite."
Dort und gelegentlich als beigelegte Bücherzettel fanden sich stets interessante Titel.
"Das künstlerische Werk" brachte im Weihnachtsheft 12/1940 u.a. eine Besprechung der Gedichte des Grafen August von Platen aus einer als Geschenk besonders geeigneten bibliophilen Ausgabe von 1921 und wies die Bücherfreunde nochmals auf den bereits im Januar vorgestellten Band "Gedichte des Episthenes" hin.
Ernst Ostertag, August 2004
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Anmerkungen
- 1
Dies zumindest vor Martin Frank, dessen Bücher auf Bärndütsch in den 70er- und 80er-Jahren Bestseller wurden.