Die Gründer

Das Freundespaar Harry Hermann (1919-1995) und Willy Stiefel, genannt Bobby (1924-1984) wohnte und arbeitete in Reutlingen, einer Stadt rund 40 Kilometer südlich von Stuttgart am Fuss der Schwäbischen Alb. Zu ihnen stiess bald der Reutlinger Walter Hettich (1922-1994).

Aus dieser Kerngruppe entstand eine Runde von Freunden aus dem süddeutschen Raum, die sich regelmässig privat in der Wohnung von Hermann und Stiefel trafen. Ab 1950 nannten sie sich neutral und unverfänglich "Kameradschaft die runde". In kurzer Zeit wurde die Wohnung auch zur Anlaufstelle für ratsuchende Homoeroten. Zu den Anfängen:

"Der Anstoss, aus dem Freundeskreis eine Organisation zu gründen und sich für andere zu öffnen, kam 1950 aus der Schweiz. [...] Schon in den ersten Nachkriegsjahren tauchten in Deutschland wieder erste Kreis-Hefte auf. Es waren einzelne deutsche Homosexuelle, die sich im Zürcher Büro und bei den Herbst- und Sommerfesten [...] meldeten. [...] So verfügte Rolf [Karl Meier] über zahlreiche Namen und Adressen von Homosexuellen, die sich isoliert fühlten und oft nicht ahnten, dass es in ihrer Nähe bereits Zusammenschlüsse gab. [...]"1

Alarmiert durch die Verhaftungswellen in Frankfurt am Main und Briefe aus Deutschland

"intensivierte Rolf seine Bemühungen, [...] Gruppen nach Schweizer Vorbild zu initiieren. [...] Darüber hinaus konnten Homosexuelle, die in Schwierigkeiten geraten waren, mit solidarischer Hilfe des KREIS rechnen."

Die BRD (Bundesrepublik Deutschland, West-Deutschland) hatte sich 1953 ein rigides "Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften" gegeben, das schliesslich zum Aus aller nach 1945 wieder entstandenen einschlägigen Zeitschriften führte. Nur drei Jahre später, 1956, wagte es die Reutlinger Kameradschaft, eine Zeitschrift herauszugeben, die den Namen die runde trug.

Auch bei dieser deutschen Schrift war Der Kreis Vorbild. Die Redaktion unterstützte das Blatt unter anderem mit Texten und Illustrationen (Clichés), die ausgetauscht wurden.

Walter Hettich bestritt zusammen mit Harry Hermann den Hauptteil des Blattes, betreute die Abonnenten und schuf ein Archiv der Kameradschaft, während Bobby Stiefel für das leibliche Wohl der Gäste besorgt war.

Nach der vollendeten Zerschlagung oder Verunmöglichung der Herausgabe aller übrigen Publikationen in der Bundesrepublik wählten die Kameraden der "runde" 1964 einen neuen Namen für ihre Zeitschrift: Der Rundblick. Damit sollte die Überregionalität betont werden, die nun der Kameradschaft und ihrem Blatt zukam, denn es gab jetzt Abonnenten auf dem gesamten Gebiet der BRD.

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Ernst Ostertag, März 2005

Quellenverweise
1

Karl-Heinz Steinle: Die Geschichte der "Kameradschaft die runde" 1950 bis 1969. Hefte des Schwulen Museums, Berlin, 1998, Seite 5