Signet

"Wie überall in Deutschland beginnen sich nach Kriegsende auch in Stuttgart und Umgebung wieder homosexuelle Freundeskreise zu treffen. Eine dieser privaten Zusammenkünfte findet in Reutlingen statt und geht auf die Initiative des Freundespaares Harry Hermann und Willy Stiefel zurück. Daraus wird die Homosexuellenorganisation 'die runde'. Alle anderen Neugründungen fallen der Repression der Adenauer-Ära zum Opfer. Nur 'die runde' überlebt, nicht zuletzt wegen des familiären Charakters ihrer Treffen, wo auch private Sorgen Platz finden. In den 60er Jahren kommt der 'runde' bundesweite Bedeutung zu."1

Das Signet dieser Kameradschaft war die Flamme des Kreis, nur umgedreht, und statt im Kreis zu münden stand sie im Dreieck, dem Winkel der KZ-Häftlinge, aber mit der Spitze nach oben. Dazu kam der lateinische Spruch SUUM CUIQUE, "Jedem das Seine". Er erinnerte an das KZ Buchenwald nördlich der Dichterstadt Weimar, wo dieser Spruch das Tor des Todeslagers überspannte; ein Zeichen des Nazi-typischen Sarkasmus.

Dieses Signet zeigte, woher man kam und was nie wieder sein darf - und es wies auf die Nähe zum KREIS. Daher auch der Name: "die runde".

Ernst Ostertag, März 2005

Quellenverweise
1

Karl-Heinz Steinle: Die Geschichte der "Kameradschaft die runde" 1950 bis 1969. Hefte des Schwulen Museums, Berlin, 1998, Umschlagtext