"Schnegg"
... oder "Schnägg" und seine Zeitschrift
Im KREIS - und auch ausserhalb unter seinen Freunden - hiess Fred Schneckenburger "Schnegg" (oder "Schnägg", wie wir Zürcher ihn nannten). Er war ein gern gesehener Kamerad. Seine fröhliche Art und die witzigen Gespräche mit ihm boten willkomme Abwechslung zu den relativ vielen eher oberflächlichen Durchschnittstypen, deren "Alltagssorgen" aber ernst zu nehmen waren, weil auch sie zur Familie der KREIS-Kameraden gehörten. Sass "Schnegg" in der Runde, machte er den Abend bunt und lebendig.
Gelegentlich trafen sich einige KREIS-Freunde als kleine Gruppe in seinem Haus in Zürich-Seebach. Zum 60. Geburtstag am 31. Januar 1962 lud "Schnegg" diese Runde und weitere Freunde nach Schaffhausen zu einem gemütlichen Festabend. Dazu gehörten u.a. Karl Meier / Rolf mit seinem Freund Fredi Brauchli, Walter Boesch, der Schriftsteller Max Bolliger und wir beide, Röbi Rapp und Ernst Ostertag.
Für seine Zeitschrift Puppenspiel und Puppenspieler hatte er mich (Ernst Ostertag) Ende 1960 um einen Aufsatz gebeten mit dem Titel "Theater im Unterricht an Geistesschwachen". Dieselbe Bitte richtete er an meinen - später berühmt gewordenen - Berufskollegen Max Bolliger. Dessen Thema hiess "Das Kasperlitheater in der Hilfsklasse". Beide Aufsätze erschienen in derselben Nummer1.
Max Bolliger war ebenfalls Abonnent des Kreis und mit Walter Boesch befreundet. An einem der speziellen Samstag/Sonntag-Treffs, die Walter Boesch regelmässig in seiner Wohnung veranstaltete, brachte er "die beiden Schulmeister" zusammen, damit "sie sich beschnuppern können". Das war um 1956. Max Bolliger (1929-2013) begann wenig später mit dem Erzählen von Geschichten für Kinder. Dazu gehörten auch Schilderungen biblischer Gestalten. Rasch wurde er zum bekanntesten Kinderbuchautor der Schweiz und weit darüber hinaus. Auch als Lyriker erwarb er sich einen Namen. Er wurde vielfach geehrt und mit dem Doktor honoris causa der Universität Zürich ausgezeichnet. Max Bolliger blieb mit mir und Röbi Rapp bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden.
Ursula Sulzer-Stierlin schrieb 1965 unter dem Titel "Ein Abend beim Schnegg" (zitiert im Katalog "Fred Schneckenburgers Puppencabaret" von 1991, S. 93):
"[...] Nach etwa zwei Stunden brauen wir einen Kaffee, der ein Pferd töten würde, und nach einer kurzen Pause kann die Probe weitergehen. [...] Schnegg, welcher fünf bis sechs Ideen gleichzeitig im Kopf hat und diese verwirklicht haben will, verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit [...] bis jemand jammert, er müsse unbedingt nach Hause und wir sehen, dass der Uhrzeiger gegen Mitternacht gerückt ist. [...] Aber Schnegg bringt es auf seine berühmt-liebenswürdige Weise fertig, einige Opfer zurückzubehalten für ein 'kleines' Kanasta-Spielchen, das dann meistens in die frühen Morgenstunden hineindauert. [...] Plötzlich springt er auf und merkt, dass ja auch er Schlaf braucht [...]. Er schiebt uns aus dem Zimmer, hängt mir den Mantel über die Schultern und während ich ins Auto steige, höre ich schon fast sein Schnarchen.
Ja, so war er immer, bei allem ganz präsent. Diese - seine Persönlichkeit wird immer noch ein wenig in unserer Gedankenwelt herumspuken, solange jemand, der Schnegg gekannt hat, am Leben ist."
Ernst Ostertag, Juni 2006 und März 2013
Weiterführende Links intern
Quellenverweise
- 1
Puppenspiel und Puppenspieler, Nr. 3, Februar 1961