Die "Sitte" schaut zu

... und streitet sich um das Privileg, dabei zu sein

Der "dritte Maskenball des 'Kreis' vom 18. Februar 1950" stand unter dem "Motto Hexensabbath"1. Dazu schrieb der Abonnent "Guido"2:

"[...] Zum Schluss: es war eines der schönsten Feste, die ich je erlebte! Ich tanzte, bis mir die Zunge zum Hals heraushing und das Herz im siebenten Himmel die erste Geige spielte. [...]"

Für die Maskenbälle, die auch immer Travestiefeste waren, gab es eine strikte Losung: Nur im Hause findet das fröhliche Treiben statt! Zudem galt auch bei uns dieselbe Regel wie für sämtliche grösseren Tanzanlässe auf Stadtgebiet: zwei zivile Beamte der Sittenpolizei mussten anwesend sein. Von ihnen war bekannt, an welchem Tisch sie sassen, damit sie von Tanzwütigen unbelästigt blieben.

Bald sickerte durch, dass dieser Dienst bei uns hoch begehrt sei. Denn es gehe immer friedlich zu und her, nie Betrunkene, kein Streit; eingreifen müsse man nicht und die Darbietungen auf der Bühne wie im Saal seien erstklassig und sehr vergnüglich.

Ernst Ostertag, Mai 2005

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 2/1950, Ankündigung im Kleinen Blatt

2

Der Kreis, Nr. 3/1950, Kleines Blatt