Krippenspiele 1961-1966

... auch in schwierigen Zeiten

1961: Keine KREIS-Weihnacht, obwohl alles daran gesetzt wurde, eine Feier zu ermöglichen. Die hysterische Homophobie dieser düsteren Zeit hatte zur Folge, dass eine geplante Klausfeier, die Weihnachtsfeier und das Silvester/Neujahrstreffen kurzfristig abgesagt werden mussten. Man hatte Drohungen erhalten, jede Zusammenkunft werde massiv gestört.

1962, am 23. Dezember von 15.00 bis 23.30 im "Zürich-Tor" bei Spreitenbach, angekündigt im Kleinen Blatt der Dezember-Nummer mit genauer Wegbeschreibung und einem Plan.

Unvergesslich ist uns (Röbi Rapp und Ernst Ostertag) dieser Abend, weil wenige Tage zuvor, am 17. Dezember, Anna Vock / Mammina gestorben war. Karl Meier / Rolf entzündete für sie eine besonders grosse Kerze und las dazu jenen "Abschied von Mammina", den er dann im Januar veröffentlichte1.

Das kleine Theaterstück, dargeboten auf einem Podium statt einer richtigen Bühne, war ein schlichtes "Fernsehspiel": Die wenigen Darsteller sassen vor einem den Zuschauern nur von hinten sichtbaren Fernseher und kommentierten die Szenen des eben spielenden Weihnachtsstücks, jeder auf seine ihn selbst charakterisierende Art. Zugleich gaben sie, individuell verschieden, das Gesehene, die ganze Geschichte bekannt.

Zu den Spielern gehörte für einmal auch Fredi Brauchli, Karl Meier / Rolfs Lebenspartner, nebst Richard Frick und Röbi Rapp. Regie führte der Schauspieler Ettore Cella, weil Karl Meier während der Probenzeit zumeist im Theater beschäftigt war.

1963, Sonntag, 15. Dezember im "Zürich-Tor": Nun im besser beheizbaren, grösseren Kongresssaal mit Bühne. Ein richtiges Weihnachtsspiel war wieder möglich.

Aufgeführt wurde "Ein Mensch wie wir" von Otto Bruder in einer Überarbeitung von Karl Meier / Rolf, durch die das Stück, wie Abonnent "Xerxes" schrieb, "einen stark einschlägigen Schluss bekam, der durchaus überzeugte."2

1964 stand das "Zürich-Tor", Spreitenbach nicht mehr zur Verfügung. Wieder einmal hatte man für "uns" ein Tor geschlossen. Am 20. Dezember von 16.00 bis 23.30 Uhr konnte im Saal des Restaurants "Bahnhof" in Bonstetten eine Feier abgehalten werden: Zur Aufführung gelangte ein ähnliches Stück wie 1960, das damals so sehr unter die Haut ging, jetzt mit dem Titel "Die Flucht".

In einer Alphütte begegnen sich Flüchtlinge wenige Monate vor Ende des Zweiten Weltkriegs, Soldaten und Partisanen. Gestern noch Feinde, treffen sie, mal einer allein, mal zwei zusammen, in Abständen ein, jeder belastet von seiner Geschichte, alle letztlich in derselben Grenzsituation. Langsam wird deutlich, dass Weihnachten ist und nun Friede sei. Für alle, auch sie.

1965: Keine Weihnachten, kein Lokal gefunden, das "unsereiner" aufnehmen mochte. Dafür öffnete die deutsche "kameradschaft die runde" ihre Weihnachtsfeier in Stuttgart für alle KREIS-Abonnenten, die hinfahren wollten. Der KREIS ging also ins Exil nach Deutschland.

1966: erste Feier im neuen Conti-Club des KREIS.

Die Tradition wurde auch nach dem Untergang des KREIS (ein Jahr später) fortgesetzt, teilweise allerdings verändert und ab 1970 ohne Theateraufführung. Dies bis 1974, solange der Conti-Club bestand.

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Ernst Ostertag, Mai 2005

Weiterführende Links intern

Conti-Club Zürich

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 1/1963, Seite 6

2

Der Kreis, Nr. 1/1964, Seite 12