1943-1967
Homoerotische Fotografie
Männerbilder/Männerakte und Selbstzensur
In jedem neuen Heft schauten die Abonnenten zuerst die Fotos an und jeder hatte seine bevorzugten Sujets. Die richtige Auswahl zu treffen war ein Balanceakt. Dies umso mehr, als die Redaktion hohe Ansprüche an die künstlerische Aussage einer Fotografie stellte.
Natürlich wünschten sich viele Leser sichtbare Genitalien, doch Vollakte erfüllten nur in den seltensten Fällen die Ansprüche der Redaktion. Hier stand die "Sitte" der Redaktion bei, ungewollt. Denn die Zürcher Sittenpolizei verbot - gestützt auf die schweizerischen Presseverordnungen - fotografische Vollakte von vorn wie alles, was dem weiten Begriff "Pornografie" hätte zugeordnet werden können. Um keine Beschlagnahmung zu riskieren, übte sich die Kreis-Redaktion in Selbstzensur. Beispiele: Die Aktbilder von Swen Swede, Stockholm in 1/1967, 2/1967, 3/1967, 4/1967 "tragen" alle unübersehbar aufgemalte Slips.
Amüsantes Detail: Erwin Scheiwiller (geb. 1946) war erst Lehrling, dann Angestellter bei der Firma "Cliché Alfons Ritter", welche die Clichés für die Kreis-Illustrationen herstellte. Er war es, der jeden Vollakt mit Slips zu versehen hatte. Gedruckt wurde dann bei Walter Plüss.
Volljährig geworden trat Erwin Scheiwiller dem Team Club 68 bei und besorgte die Bildredaktion der Kreis-Nachfolgezeitschrift Club68. 1972 wurde er Initiant und Herausgeber der SOH-Zeitschrift hey.
In den folgenden Kapiteln werden die wichtigsten Fotografen des Kreis erwähnt und kurz vorgestellt. Hinzu kommt ein Hinweis auf das missglückte Preisausschreiben für Hobby-Bilder, gemacht von Abonnenten - und ebenso auf den beliebten Bilderdienst, über den man Vollakt-Aufnahmen bestellen konnte.
Ernst Ostertag, April 2005, ergänzt: Dezember 2010 und Juli 2012