1942-1967
Homoerotische Literatur
Gedichte, Kurzgeschichten, Novellen, Diskurse
Im Kreis kamen nebst einzelnen Abonnenten vor allem bekannte aber auch unbekannte Dichter und Schriftsteller zu Wort, natürlich mit ihren homoerotischen Werken. Viele von ihnen fanden hier die einzige Möglichkeit, solche Texte zu veröffentlichen und eine interessierte Leserschaft anzusprechen. Äusserungen von Lesern wurden an die Verfasser weitergeleitet und nur in wenigen Fällen publiziert.
Manche Autoren waren besonders beliebt und ihre Beiträge erschienen regelmässig. Jeder las sie, denn sie waren ein wichtiges Gesprächsthema an Mittwochabend-Treffs. Es gab andere, gute Schriftsteller, die nur gelegentlich Texte lieferten. Ihre allgemein bekannten Namen blieben im Kreis meist hinter einem Pseudonym verborgen und nur wenige wussten, um wen es sich wirklich handelte. Auch das führte gelegentlich zu anregenden literarischen "Streitgesprächen".
Das Niveau war hoch, nie sackte es ab in seichte, sexbestimmte oder schwülstige Niederungen. Hingegen kam auch mal Zeitgebundenes, "Romantisch-Naives" ins eine oder andere der Hefte, das heutigen Lesern antiquiert erscheinen mag - dennoch, zumeist bewahrte es seinen Reiz.
Aus der enormen Fülle von Gedichten, Kurzgeschichten und längeren Novellen, die sich über mehrere Nummern hinziehen konnten, aus den vielen Essays, Buchbesprechungen und Buchauszügen, Aphorismen, Gedenkblättern für berühmte Homoeroten, aus der grossen Anzahl von Dichtern und Schriftstellern, die vorgestellt wurden oder selber zu Wort kamen, von all diesen Werken und Personen können hier nur wenige herausgegriffen, erwähnt oder kurz gewürdigt werden.
Diese Beispiele sollen den Hauptteil der Zeitschrift, das Literarische, demonstrieren und zudem aufzeigen, dass der Kreis manch Neues erstmals veröffentlichte oder zur Diskussion stellte, oft lange bevor es den Weg zu einem Verlag und in den Handel fand.
Ernst Ostertag, April 2005, ergänzt: Juli 2012