Deutsche Autoren
Durch Rudolf Jung / Rudolf Burkhardt konnten auch verschiedene deutsche Autoren gewonnen werden, die zuvor noch nie für den Kreis geschrieben hatten.
Einer davon war der mit ihm befreundete Lyriker, Schriftsteller und Gelehrte Wolfgang Cordan (1909-1966), von dem etliche Gedichte und drei Fotos von Indio-Jungen erschienen, nebst der bezaubernden Novelle "Tage mit Antonio"1, von der im November 1954 ein Auszug erschien. Ein Exemplar des Büchleins sandte Rudolf an Eugen Laubacher / Charles Welti, Redaktor des französischen Teils der Zeitschrift, mit kurzem Begleitbrief vom 9. Juni 1955:
"Lieber Herr Welti! Hoffentlich kennen Sie 'Tage mit Antonio' noch nicht, denn ich würde mich freuen, Ihnen mit der Lektüre vielleicht eine kleine Freude bereiten und gleichzeitig Ihnen damit noch einmal herzlich danken zu können. Mit sehr herzlichen Grüssen Ihr Rudolf J."
Es ist das erste schriftliche Zeichen von Rudolf, das in Eugen Laubachers / Charles Weltis Nachlass gefunden wurde.
Rudolf übertrug später die ganze Novelle Wolfgang Cordans ins Englische ("Days with Antonio"), veröffentlichte sie in den beiden Kreis-Nummern 1 und 2/1960 und machte einen hübschen Sonderdruck, den der KREIS in den USA und Grossbritannien vertrieb.
In der März-Ausgabe2 gab es einen Nachruf auf Wolfgang Cordan gefolgt von einem seiner Gedichte und im selben Heft erschien ein Beitrag, "Der bedeutende Maya-Forscher Wolfgang Cordan", verfasst von "Dr. Terwal".3
Cordan lebte seit 1953 dauernd in Yucatan (Mexiko) und Guatemala. Er veröffentlichte 1962 bei Eugen Diederichs das "Popol Vuh, Buch des Rates" über "Mythos und Geschichte der Maya". Cordan war mit einer Einheimischen verheiratet. In einem Brief vom 4. Juli 1940 aus Amsterdam hatte er an Adriaan Roland Holst geschrieben: "In der tat bekenne ich mich offen zu jener 'liebe, die sich freundschaft nennt' "4.
Als Eugen Laubacher / Charles Welti 1956 zu seiner Geschäftsreise nach Süd- und Nordamerika aufbrach, übergab ihm Rudolf eine Liste von Abonnenten, Autoren und Fotografen, damit er Verbindungen erneuern oder herstellen könne. Darauf stand auch Richard Plant, zu dem er schrieb: "Rolf kennt ihn persönlich. Er kennt auch mich gut aus meiner und seiner Frankfurter Zeit. Ev. Grüsse von mir und an seinen Freund Dieter Kurz" (gemeint war sicher Dieter Cunz). Unter die Liste schrieb auch Karl Meier / Rolf ein Grusswort an Charles: "und der arme Rolf - weil ständig unter der Knute von Obigem!!!"
In der Tat, Rudolfs Arbeitstempo war oft unerträglich.
Rudolf schrieb auch unter diversen Namen für andere (deutsche) Zeitschriften wie "freond" und "Humanitas". Berühmt wurde seine autobiografische Erzählung "My Very Life Began …"5.
Ernst Ostertag, Januar 2005
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Quellenverweise
- 1
Wolfgang Cordan: Tage mit Antonio, Eremiten-Presse, 1954
- 2
Der Kreis, Nr. 3/1966, Seite 15
- 3
Ein Anagramm von Dr. Walter Boesch, wie er uns zwei Jahre später erklärte, als wir an einer Redaktionssitzung für die Zeitschrift club68 auf Wolfgang Cordan zu sprechen kamen; er habe in diesem Zusammenhang nicht sein sonst übliches Pseudonym Casper Kelt verwenden wollen.
- 4
Manfred Herzer, CAPRI, Juni 1998, Seite 34
- 5
Rudolf Jung: Der Kreis, Nr. 12/1957, "My Very Life Began …"