Heimweg

1955 oder 1956 unterzeichnete Rudolf Jung / Rudolf Burkhardt eines seiner Gedichte mit der Widmung: "Für Charles - von Rudolf".

Er hatte es vermutlich soeben geschrieben, im neuen Exil, dankbar abhängig von gütiger Hilfe, fremd und allein mit vielen Erinnerungen. Auch dieses Blatt fand sich im Nachlass von Eugen Laubacher / Charles Welti:

Heimweg am See

Müde am See entlang nach Hause gehen
In später, stiller Nacht und ganz allein,
Am Quai zum andren, fernen Ufer sehen
Im Schein der Sterne, die so kalt und rein -

Die Wellen netzen dumpf die Ufermauern,
Die Schwäne schlafen auf der schwarzen Flut,
Ach, eine Nacht, allein, kann ewig dauern.
Wärst du bei mir, ich fasste neuen Mut.

Der See und seine nächtlich dunkle Breite,
Sie trennen mich von dir und deinem Sein -
Doch meine Sehnsucht schwingt noch in der Weite
Und möchte wieder deinem Lager nahe sein.

 

Ernst Ostertag, Januar 2005