Schlitzohr

… die "Sitte" (Sit­ten­po­li­zei) wird aus­ge­trickst

Rudolf Jung / Rudolf Burk­hardt konnte ein Schlitz­ohr sein, wie Erich Lifka be­rich­tet1:

"Sorge be­rei­te­te Rolf [Karl Meier] die manchmal sehr deut­li­che Sprache [...]. 'Sie sagen mir alle, dass das deftige Ge­schich­ten sind', ver­trau­te er mir an, 'und ich kann es nicht nach­prü­fen, denn mein Englisch reicht dafür nicht aus. Ich muss Rudolf ganz einfach ver­trau­en.' Rudolf wusste, dass 'auf der Sitte' niemand Englisch konnte, was damals ganz normal war. Und er wusste ebenso genau, was bei Abon­nen­ten gut ankam. Drum liess er einzelne Er­zäh­lun­gen zu, wie u.a. jene von Ward Stames oder John McAnd­rews [Pseud­ony­me von Samuel Steward], welche, wie Rolf sagte, 'deftig' waren, also be­stimm­te Details ihrer Helden und Szenen des Ge­sche­hens plas­tisch und bunter schil­der­ten, als was dem Kreis-Durch­schnitt ent­sprach. Ge­le­gent­lich fragte er mich, 'lies das mal durch und sag, ob wir strei­chen sollen', was wir auch taten, al­ler­dings selten beim eng­li­schen Original, recht oft aber bei der deut­schen Über­set­zung."

Der "Sitte", der Zürcher Sit­ten­po­li­zei, musste jedes Heft zu­ge­schickt werden; sie hatte das Recht der Zensur bei "un­sitt­li­chen" Texten oder Il­lus­tra­tio­nen. Eine Be­an­stan­dung gab es aber nie.

Ernst Ostertag, Januar 2005

Weiterführende Links intern

Samuel Steward, Englische Kurzgeschichten

Quellenverweise
1

Joachim S. Hohmann, Hrsg.: Der Kreis, Erzählungen und Fotos, Erich Lifka: "Rudolf Jung / Burk­hardt, sein Leben und Werk", Foerster Verlag, 1980, Seite 261 ff