1960-1967

Syphilis

... und das "Basler Modell"

1960 erschienen in der internationalen Presse alarmierende Berichte zum raschen Anstieg der Syphilis bei homosexuellen Männern. Der dem KREIS angeschlossene Basler Club Isola trat sofort in Kontakt mit dem Leiter der Dermatologie an der Universitätsklinik Basel, Prof. R. Schuppli.

Daraus entstand 1961 eine gesamtschweizerisch erstmalige, wirksame Antiepidemie-Aktion für Direktbetroffene. Der KREIS organisierte diese "Aktion Syphilis" in Zusammenarbeit mit Prof. Schuppli und dem Club Isola. Sie diente der Aufklärung und Prävention, basierte auf freiwilliger Mitarbeit und bot anonyme Bluttests an bei genau bezeichneten Vertrauensärzten.

Nur in Basel gelang es allerdings, auch Nichtabonnenten des Kreis-Heftes in grösserer Zahl zu erreichen. Der Club Isola stand allen offen, man musste nicht Abonnent sein.

Zudem herrschte in Basel keine dermassen rigorose Repression wie in Zürich, wo die Behörden 1960 den KREIS zur Aufgabe seines Lokals gezwungen hatten. Somit erreichte die Organisation nur noch über ihre Zeitschrift jene Homosexuellen, die hauptsächlich gefährdet waren. Bei den Zürcher Polizeirazzien wurden die Eingefangenen überdies zu Bluttests gezwungen, die natürlich nicht anonym waren. Das verunsicherte enorm und trieb mögliche Krankheitsträger in den Untergrund.

1967 war das Ergebnis klar. In Basel gab es praktisch keine Neuansteckungen mehr. In Zürich war die Rate unverändert geblieben, bei hoher Dunkelziffer.

Ernst Ostertag, November 2010