1967

Zwei TV-Sendungen "Homosexualität"

... ohne Einbezug von Betroffenen

Durch die Repression ab 1960 war das Thema Homosexualität in die Öffentlichkeit gezerrt und mehrheitlich negativ besetzt worden. Die Allgemeinheit scheint immer einen Sündenbock nötig zu haben, um sich gut zu fühlen und alles Ungute auf andere abzuladen. Einmal waren das Ketzer, Hexen oder Juden, zu anderen Zeiten Homosexuelle, Fremdarbeiter oder Asylbewerber. Und die Medien nahmen sich solcher Strömungen gerne an, in welcher Form auch immer.

Also war das noch relativ junge Fernsehen mutig, griff das heisse Eisen auf und produzierte Sendungen zur Homosexualität. Experten sollten untereinander diskutieren, Zuschauer sich per Telefon oder in Zuschriften äussern. Die eigentlich im Mittelpunkt Stehenden aber blieben aussen vor. Man scheute den direkten Kontakt. Das machte das Ganze akademisch; es fehlte die Lebendigkeit. So blieb es bei zwei Sendungen am 30. Januar und 20. Februar 1967, beide unter dem Titel "Homosexualität - Aufklärung erwünscht".

Der Kreis berichtete und liess damit seine Leser in ihrer Enttäuschung oder Wut nicht allein. Ein Jahr später gab es ihn nicht mehr.

Ernst Ostertag, November 2010