1969/1971

Christopher Street Day: 27. Juni 1969

Beginn der Befreiungsbewegung - auch bei uns

Massive Repression mit Polizei-Razzien und Verhaftungen gab es nicht nur bei uns, sondern auch in den USA dort, wo viele Homosexuelle eine Subkultur bildeten.

Ein New Yorker Stadtteil, das Greenwich Village, war bevorzugtes Wohnquartier mit vielen Treffpunkten für Intellektuelle, Künstler aller Art und auch Homosexuelle. Dort stand die Stonewall-Bar in der Christopher Street, ein beliebter Ort nicht nur für Männer und Frauen, die ihresgleichen liebten, sondern auch für Transvestiten und Transsexuelle.

Für das Selbstverständnis eines normalen Polizeibeamten galten solche Menschen als dekadenter Abschaum. Man musste ihn beseitigen. Razzien konzentrierten sich zunehmend auf diese Bar. Es war wie eine Art Sport. Dort einfallen, alles ausräumen und mit einigen Gefangenen davonbrausen - eine lustvolle Sache.

Bis am Freitag, 27. Juni 1969. An diesem Tag kam es zum Ekklat. Die Leute in der Bar setzten sich zur Wehr, urplötzlich und mit allem, was sie ergreifen konnten. Sie schmissen es auf ihre verdutzten Peiniger. Und diese zogen sich zurück. Eine Sensation für die Medien im ganzen Land.

Es kam zu ersten grossen Demonstrationen. Die Befreiungsbewegung war geboren. Ein Jahr später feierten die Homosexuellen mitten in New York ihren ersten Christopher Street Day (CSD) mit Tausenden von Demonstranten.

Nochmals ein Jahr später begannen homosexuelle Studenten in Zürich ein Programm zu realisieren. Man wollte unter Gleichgesinnten zusammensein, sich vernetzen und Aktionen zur Änderung gesellschaftlicher Strukturen starten. Das Ziel war klar: die Situation der Homosexuellen ist grundlegend zu verbessern.

Sie nannten ihren Treffpunkt nach dem Titel eines Kultfilms der Zeit "Zabriskie Point". Für die Planung von Aktionen aller Art gründeten sie die Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ).

Ernst Ostertag, April 2011