1968-1971

Club 68: Verein und Zeitschrift

Die neue Organisation hiess Verein Club 68 und die neue Zeitschrift trug den Namen club68.

So hatte im November 1967 jene Kommission entschieden, die an der letzten Jahresversammlung des KREIS gegründet worden war. Weil 1968 von der UNO zum Jahr der Menschenrechte erklärt worden war, nahm die Kommission diese Jahreszahl und machte damit ihr Signet - ohne zu ahnen, dass diese selbe Zahl 68 in der zweiten Jahrhunderthälfte zum Inbegriff für Aufbruch und gesellschaftliche Veränderung werden sollte.

Der Verein war von Anfang an auf ein gesamtschweizerisches Wirkungsfeld ausgerichtet. Dafür hatte man sogar schon einen Namen gefunden: Schweizerische Organisation der Homophilen (SOH), wobei "homophil" damals fortschrittlich klang, weil es den Menschen nicht auf seine Sexualität reduzierte.

Aber vorerst blieb der Verein auf den deutschsprachigen Raum des Landes beschränkt und nannte sich Club 68, analog zur Zeitschrift. Denn der Conti-Club und die zugewandte Basler Isola allein rechtfertigten noch keine grössere Organisationsform.

Das änderte sich 1971 mit drei neu beigetretenen Clubs in der Romandie. Im April wurde der Verein zur SOH, die bis 1994 bestehen blieb, als sie ihre Überführung in die noch ganz junge nationale Organisation Pink Cross vollzog.

Von den Vereinstätigkeiten des Club 68 berichten jahrgangsmässig die nächsten Unterkapitel.

Die Zeitschrift war das wichtigste Produkt des Vereins.

Ihr Programm, die besonderen Artikel, Beiträge, Rubriken samt allen Personen und Änderungen der Redaktionsgruppe, werden ebenfalls in den folgenden Unterkapiteln nach Jahrgängen geordnet aufgezeichnet.

Spannend dabei sind die frühen Reaktionen auf heute allgemein bekannte gesellschaftliche Umbrüche und Veränderungen ("Europas Jugend im Aufbruch" und Bemerkungen zum Stonewall-Aufstand, aber auch die amüsant-naive Berichterstattung über eine "fröhliche Befreiungsfront" anlässlich des ersten New Yorker CSD 1970).

Sehr interessant ist die Neuaufnahme der Verbindung zu den Niederlanden ("COC als Modell?") und die von heute her gesehen extrem offene Diskussion über Pädophilie. Zum Programm gehörte unter anderem der Beginn einer über viele Jahre weitergeführten Serie "Berühmte Homoeroten" sowie Versuche mit einem courrier romand und den Seiten für die Frau.

Gewagte Akt-Bilder mit halb erigierten Penissen führten zur Intervention der Sittenpolizei. Und eine erste Befragung von Nationalratskandidaten wies den Weg in wichtige Tätigkeitsfelder der Zukunft.

Auf Ende 1971 stellte club68 das Erscheinen abrupt und ohne Begründung ein.

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Ernst Ostertag, April 2011