1982

HuK Bern

Die Gründung

Einer, der sich sofort auf den Leserbrief von Markus Fischer im Berner Kirchenblatt Sämann meldete, war Urs Mattmann, der damals in Aarau wohnte. Offenbar im Auftrag von Markus Fischer verfasste er noch "im März 1982" ein mit Maschine getipptes Schreiben an alle jene, die bereits zum damaligen Zeitpunkt Verbindung aufgenommen hatten:

"Wir verstehen homo- und heterosexuelles Verhalten als gleichwertige Ausprägung. Deshalb wollen wir, dass homosexuelle Menschen, inkl. Christen, in der Ganzheit ihrer Person auch ihre Sexualität leben können und sie nicht verleugnen und verdrängen müssen.

Wir wehren uns dagegen, dass die wenigen 'altbekannten' Bibelstellen losgelöst vom Zusammenhang zur Verurteilung der Homosexualität missbraucht werden. Wir wollen, wenn wir nach einer theologischen Antwort fragen, es diesbezüglich mit dem Evangelium als einer zu verantwortungsvoll gelebter Partnerschaft befreienden Botschaft zu tun haben.

Nach diesen 'grossen' Worten, die ja nur eine vorsichtige Formulierung möglicher Ziele sind, möchten wir Euch, ob schwul, lesbisch oder hetero, zu einer ersten Begegnung gesamtschweizerisch einladen:

Sonntag, 25. April 1982 um 15.30 in Bern, Balmweg 5 3"

An diesem Sonntag in der Lukas-Kapelle kam es zur Gründung der HuK Schweiz nicht als Verein, sondern als Arbeitsgruppe mit mehrheitlich angenommenen Grundsätzen (anstelle von Statuten). Darin hiess es unter anderem:

"Wir wollen die Solidarität unter den homosexuellen Frauen und Männern stärken. Wir wollen die Korrektur undifferenzierter und unqualifizierter kirchlicher Äusserungen zur Homosexualität: Wir lehnen es ab, wenn homosexuelles Verhalten als 'Folge von Verführung', 'Krankheit' oder 'Sünde' angesehen wird."

In der Festschrift zum 20-jährigen Jubiläum stand zu den Anfängen:1

"In ihren Anfängen fand die HuK dank dem Entgegenkommen von Pfarrer Felix Wilhelm Unterschlupf in der Lukas-Kapelle [...]. Eine Gemeindeaussprache beendete dieses Gastspiel allerdings schon bald. Bei der Evangelisch-reformierten Kirche in Bern-Bethlehem sorgte eine Klaussäckli-Aktion für Turbulenzen. Die Säckli hatten - Aids war bereits ein Thema - neben den üblichen Leckereien auch Pariser (Kondome) enthalten."

Das hey 11/1982 (Zeitschrift der SOH, Schweizerische Oranisation der Homophilen) stellte unter der Rubrik "News" die neue Gruppe vor, mit Angabe von Adresse und Telefonnummer von Markus Fischer:2

"Nach dem grossen Pressewirbel um Hans van der Geest in Zürich ist es erfreulich, dass sich nun auch in der Schweiz eine [...] HuK gebildet hat. Sie ist auf dem deutschen Vorbild aufgebaut, wird sich aber natürlich den Verhältnissen in unserem Land anpassen. [...] Die Frauen und Männer [...] der HuK [...] möchten Argumente und Lösungsvorschläge in die Diskussion einbringen, die sich aus ihrem christlichen Glauben ergeben. [...]"

Am 25. Dezember 1982 traf sich die Gruppe zum ersten HuK-Weihnachtsgottesdienst im Lokal der HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern) an der Berner Brunngasse.

Nach oben

Ernst Ostertag, Oktober 2007

Quellenverweise
1

Festschrift Zwanzig Jahre Homosexuelle und Kirche Bern, Seite 2

2

hey, Nr. 11/1982, Seite 30

Anmerkungen
3

Lukas-Kapelle der Evangelisch-methodistischen Kirche