Das Organ der Schweizerischen Organisation der Homophilen (SOH), hey 5/1983 berichtete, fundamentalistische Gemeinschaften hätten europaweit Gruppen gebildet und würden das auch bald in der Schweiz tun, Gruppen, die aktiv Homosexuelle zu Ex-Homosexuellen "gesundbeten" und verkünden:¹

"Alle, die hier vereint sind, bezeugen, dass sie durch die Kraft Christi und die Liebe Gottes von dieser Störung befreit wurden. Auf der Suche nach dem Willen Gottes kamen sie zur Erkenntnis, dass ihr homosexuelles Handeln dem Plan Gottes nicht entsprach."

Im selben hey schilderte Thomas Inderholz, Mitarbeiter der Redaktion, seine eigenen Erfahrungen:²

"Schon mit sechs Jahren geriet ich in evangelikale Kreise. Mit zwölf Jahren bekehrte ich mich und genoss es sehr, zu den vom Herrn Auserwählten zu zählen. Ich war felsenfest überzeugt, dass Sexualität etwas sei, das in der Ehe zwischen Mann und Frau seinen Platz habe und sonst nirgends.

Jahre christlicher Lebensführung brachten auf die Dauer keine Lösung meiner Lebensprobleme. Unzufriedenheit und körperliche wie psychische Unrast wechselten sich ab, bis ich anfing, meinen Körper und meine Sexualität ernst zu nehmen und selbst zu denken statt auf andere zu hören.

[...] Meine Erfahrungen decken sich in vielen Fällen mit den Erfahrungen anderer Männer, die in der homosexuellen Bewegung aktiv sind. [...] Viele berichten von einem jahrelangen Kampf mit der Homosexualität; von einem Kampf gegen Vorurteile und Verurteilungen, die sie selbst übernommen hatten; von einem Kampf gegen Schuld- und Angstgefühle. Aber alle, die sich in der Bewegung der Homosexuellen zusammenfinden, bezeugen, dass sie durch die Solidarität untereinander und durch das gemeinsame Lösen von Problemen neues Selbstwertgefühl gefunden haben.

[...] Als eine der jüngsten Entwicklungen in der Schweiz ist eine Arbeitsgruppe 'Homosexuelle und Kirche' gegründet worden, die alle Menschen anspricht, die sich von Kirche und Homosexualität in gleicher Weise betroffen fühlen. Es ist zu hoffen, dass es ihr gelingt, kirchliche Homosexuelle zu einer wirklichen Selbsthilfe zu führen und die Alle-Probleme-mit-einem-Schlag-Löser in ihre Schranken zu weisen."