1946-1982

Vorgeschichte der HuK

Die Gründer berichten

Die Zeitschrift Offene Kirche vom Oktober 1985 brachte eine Übersicht zur Vorgeschichte der HuK und zur "Entwicklung der homosexuellen Emanzipationsbewegung mit besonderer Berücksichtigung christlicher Gruppen".1 Der Verfasser, Urs Mattmann, setzte den Titel "Aus dem Dunkeln ans Licht", wohl in Anspielung an den Wahlspruch des calvinistischen Genf: POST TENEBRAS LUX. Darin bemerkte er:

"Eine erste christliche Gruppe wurde bereits 1946 in einer 'gay'-Bar in Atlanta, USA, gegründet. [...] 1968 wurde in Kalifornien ein Pfingstprediger [der Freikirche 'Pfingstmission'] entlassen, da seine Gleichgeschlechtlichkeit bekannt wurde. Im selben Jahr setzte dieser Ex-Pfingstler in Los Angeles ein Inserat in die Zeitung mit dem Aufruf, eine Gemeinschaft gründen zu wollen, die auch homosexuelle Männer und Frauen aufnimmt. [...]

Inzwischen ist diese [...] Metropolitan Community Church (MCC) auf fast 30'000 Mitglieder mit 200 Gemeinden in acht Ländern angewachsen und wächst ständig weiter. Neuerdings wirbelte ihr Beitrittsgesuch zum Kirchenrat der USA viel Staub auf, die orthodoxen Kirchen drohen mit Austritt.

Doch viele wollten ihre angestammten Kirchen nicht verlassen, sondern in ihnen trotz möglicher Repressalien bleiben und für die Aufarbeitung der Thematik Homosexualität einstehen. So bildeten sich nach und nach in den verschiedensten Ländern und Kirchen Vereinigungen von homosexuellen Christen und Sympathisanten.

[...] 1981 kam ich von einem einjährigen USA-Aufenthalt zurück. Durch den regelmässigen Besuch von MCC-Gottesdiensten und Treffen der Gruppe Dignity (landesweite Vereinigung von homosexuellen Katholiken und Sympathisanten) kam ich zum Schluss, dass eine ähnliche Gruppe mit gleichen Zielen [...] in der Schweiz sinnvoll wäre. Durch verschiedene Umstände lernte ich Markus Fischer, den jetzigen Koordinator der HuK Schweiz kennen. [...] Den Namen entliehen wir uns von der gleichnamigen Bewegung in der BRD, die bereits 1977 am Berliner Kirchentag ins Leben gerufen wurde. Von Anfang an wählten wir eine ökumenische Ausrichtung.

Allerdings sind wir nicht die ersten, die in der Schweiz mit diesem Anliegen wirken: In den sechziger Jahren setzte sich Theodor Bovet für ein besseres Verständnis ein. [...] Seit über zehn Jahren greift Boldern mit jährlichen Tagungen das Thema auf. [...] Von 1979-1981 schliesslich veranstaltete in Basel eine Projektgruppe 'Homosexualität' der evang. Arbeitsgemeinschaft 'Christ und Welt' eine Tagung und einen ökumenischen Gottesdienst in einer überfüllten (!) Kirche zum Thema."

Einer der Gründer dieser Projektgruppe war Urs Mattmann selbst, der spätere Mitgründer der HuK Schweiz, wie er in der Festschrift 20 Jahre HuK Zürich schrieb und beifügte:2

"Ich staune, in welch jungen Jahren Markus (Fischer) und ich dies alles in die Wege leiteten. Wir waren damals beide anfangs zwanzig!"

Über seine weiteren Einsätze berichtete er zudem:

"Nach intensiven Engagements in der HuK Basel und im Vorstand der HuK Schweiz stellte ich mich 1988 neuen Herausforderungen. Daraus entstanden die Schwulentagungen im Leuenberg3, die Lesbische und Schwule Basiskirche Basel und C-QUEER - Schwule und Lesben in christlicher Spiritualität."

Heute (2007) wird die Basiskirche Basel in der Offenen Kirche Elisabethen von Pfarrer André Feuz weitergeführt.

Anzumerken ist noch: Urs Mattmann wusste im Oktober 1985 wohl nicht, dass es bereits im Wissenschaftlich humanitären Komitee WhK, Berlin, eine Gruppe von katholischen Mitgliedern gab, die im Juli 1929 eine

"Kundgebung katholischer Homosexueller an die Reichstagsfraktion der Deutschen Zentrumspartei, zugleich für Eltern, Priester, Fürsorger und Gesetzgeber"

veröffentlichten.

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Ernst Ostertag, Oktober 2007

Quellenverweise
1

Offene Kirche, Nr. 8 Oktober 1985, Seite 3

2

Festschrift 20 Jahre HuK Zürich, 2002, Seite 10 und 11

Anmerkungen
3

Evang.-ref. Tagungszentrum Basel-Land