ab 1982

Romandie, Dialogai

Organisation mit Sitz in Genf

1982 entsteht aus ehemaligen Mitgliedern der GHOG (Groupe homosexuel de Genève) und neu Hinzugekommenen eine anders ausgerichtete, neue Genfer Gruppierung: Dialogai. Der Name ist Programm und formt sich aus "Dialog unter Gai" (= Schwulen).

Der radikale Kampf zur Änderung der Gesellschaft entspricht nicht den Bedürfnissen der Schwulen und führt sie in die Isolation. Die Einsamkeit und die Angst, genährt aus dem Geächtetsein, verschwindet nicht. Das erkannten die Aktivisten um 1982.

Am Horizont zeigt sich eine neue, noch nicht fassbare Gefahr: Aids. Sie rückt das Bedürfnis nach Nähe, Information ins Zentrum, aber auch nach Dialog und gegenseitiger Hilfe.

Dialogai wächst rasch zur grössten und wichtigsten Organisation in der Romandie. Aus ihr entstehen diverse aktive Gruppen, die sich unter anderem für Aids-Prävention und Aids-Hilfe engagieren. Dialogai fördert die Vernetzung mit nationalen Insitutionen wie der Aids-Hilfe Schweiz (AHS), später auch als Mitglied von Pink Cross/Antenne gaie suisse.

Im Kapitel Dialogai wird auch die Geschichte des steten Kampfes um alle im Bereich Aids nötigen Massnahmen aufgezeichnet und exemplarisch für die gesamtschweizerische Schwulengeschichte sichtbar gemacht. Zu diesem Kampf gehört

  • die physisch und psychisch patientenbezogene Behandlung von Aids-Kranken
  • das Nicht-Ausgrenzen in Spitälern, Familien, im Beruf
  • die Verfügbarkeit von Lokalitäten und Mitteln zur anhaltenden Betreuung und Sterbebegleitung
  • das Anerkennen neuer Medikamente durch die Krankenkassen

Der letzte Punkt erfordert jedes Mal bis 1997 neue öffentliche Aktionen (Demos) und den immer wieder gleichen Hürdenlauf durch die Instanzen.

Aus dem vorbildlichen Umgang mit den vielfachen Anforderungen der Aids-Krise durch Dialogai und Partnerorganisationen in der Romandie gehen ab Ende der 90er Jahre die Gesundheitsprojekte "santé gaie" (2000) und "Dialogai Checkpoint" (2005) hervor. Sie werden über Pink Cross und LOS zu nationalen Institutionen mit Ausstrahlung für ähnliche Angebote in schwul-lesbischen Organisationen und Gruppierungen der deutschsprachigen Schweiz.

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Ernst Ostertag, Juni 2011