1983-1985
Erste Jahre
Telefonberatung
1983
Während Dialogai noch immer in der Wohnung eines der Mitgründer war und ein eigenes Lokal suchte, verweigerte die Genfer PTT den angeforderten speziellen Telefonanschluss für Dialogai mit der Begründung, diese Gruppe wolle Homosexualität propagieren und andere Leute dazu verführen (es bestehe "Gefahr von Proselytismus", das heisst der Abwerbung (!)). Erst nach einem Schreiben an die Generaldirektion in Bern mit der Drohung, einen Anwalt beizuziehen, erfolgte die Bewilligung.
1984
Erste Telefon-Beratungsstelle. Jeden Dienstag von 20 bis 22 Uhr war die Leitung offen - es sollten bis Jahresende über 400 Anrufe werden. Michael Häusermann berichtet:1
"Dans le cadre de Dialogai, j'étais responsable de la permanence téléphonique et le sida a très vite été la raison de la majorité des appels à partir de 1984. Ce n'était pas des appels de personnes malades ou séropositives car le test n'est apparu à Genève et en Suisse qu'à partir de l'été 1985 mais des appels d'homosexuels et également de beaucoup d'hétérosexuels paniqués par les informations terrifiantes des médias."2
1985
Durchschnittlich 40 Anrufe pro Woche. Dauernde Präsenz mit einem automatischen Beantworter war jetzt erforderlich. Zudem wechselten sich sechs der 28 Mitglieder beim Telefondienst ab.
Dialogai gründete eine groupe sida (Arbeitsgruppe Aids) und trat in Verhandlungen mit dem Genfer Staatsrat Jacques Vernet (FDP, Département de la prévoyance sociale, zu dem auch das Gesundheitsamt gehört): Eine Stelle für anonyme Aids-Tests wurde eröffnet und zudem erhielt Dialogai eine erste Subvention des Kantons Genf für beides, die Präventionsarbeit und den Solidaritätseinsatz im Aids-Bereich. Die Gründung der Aids-Hilfe Schweiz und die Pressekonferenz vom 2. Juli 1985 in Bern hatten Früchte getragen.
Gleichzeitig wollte man den Mitgliedern mehr gemeinsame Aktivitäten anbieten. Es kam zur Gründung der Gays Randonneurs, einer Gruppe, die Wanderungen für unterschiedliche Ansprüche plante und durchführte. Damit war die erste derartige Gruppierung in der Schweiz entstanden. (Eine alle Landesteile umfassende Wanderorganisation für Homosexuelle, Les lacets roses, rosa Schuhbändel, formierte sich erst 1991.)
Ende Jahr konnte ein eigenes Lokal an der Place de la Madeleine in der Altstadt bezogen werden. Es gehörte den "SOS Femmes", die ihr Lokal an Dialogai ausliehen.
In Ablösung der nur kurze Zeit erschienenen Blätter der GHOG, Le Démagogue/le démaghog, kam nun die erste Nummer der eigenen Zeitschrift Dialogai Info heraus, vorerst schwarz/weiss.
Ernst Ostertag und Jean-Pierre Sigrist Mai 2008
Quellenverweise
- 1
Michael Häusermann, in einem Mail an Ernst Ostertag, 2008
Anmerkungen
- 2
Übersetzung: "Im Rahmen von Dialogai war ich für den telefonischen Bereitschaftsdienst verantwortlich und ab 1984 wurde Aids rasch zum hauptsächlichsten Grund aller Anrufe. Es waren nicht Erkrankte oder Testpositive, die anriefen, denn der HIV-Test war in Genf und in der Schweiz erst ab Sommer 1985 möglich. Es handelte sich um homosexuelle und auch viele heterosexuelle Anruferinnen und Anrufer, die durch die furchterregenden Medienberichte verunsichert und vor allem verängstigt waren."