1985
Keine Hunde wecken
HACH-Aktion gestoppt
An der Delegiertenversammlung vom 9. März 1985 beschloss der Dachverband der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz (HACH), einen Brief an alle Nationalrätinnen und Nationalräte zu verschicken mit der Aufforderung, im Zusammenhang mit Homosexualität und Aids weder von "Seuche" noch von "Normalbevölkerung" zu sprechen.
Tags darauf mahnte Erwin Ott alle Delegierten der HACH, diesen Beschluss doch besser nicht auszuführen und begründete seine Haltung:
"Wir haben gestern beschlossen, dass [...] es auch darum geht, dem NR Günter übers Maul zu fahren. Ich habe dies in einem Brief an ihn schon getan, denn auch ich finde sein Verhalten bzw. seine Wortwahl eine Frechheit. [...] Wir sollten es aber unbedingt dabei bewenden lassen! [...]
[...] Wir wissen, wie sich unser Parlament zusammensetzt [...]. Im besten Falle erklärt sich der Interpellant von der Antwort des Bundesrates und BAG befriedigt und die Sache ist erledigt. [...] Was aber, wenn von bürgerlicher Seite (z.B. SVP) aus die Diskussion verlangt wird? Dann werden sie nicht über 'Normalbevölkerung' diskutieren, [...] sondern [...] über Aids und konkrete Massnahmen gegen uns Schwule reden wollen. [...] Sie werden die gesundheitspolitischen Vorkehrungen niemals bei sich ansetzen lassen, sondern in bekannter Art uns die Schuld zuschieben, uns verantwortlich machen [...] und uns vielleicht wieder registrieren [...] wollen.
[...] Wenn wir jetzt schweigen, so kann es sein, dass keine schlafenden Hunde aufgeweckt werden. [...]"
Es scheint, die HACH sind darauf eingegangen. Es finden sich keine Hinweise auf eine Durchführung der Briefaktion.
Ernst Ostertag, Januar 2008