1987-1992

Aktionen

Plakate, Inserate, Filmspots

Bunte Plakate hingen über­gross an zahl­lo­sen Wänden und ex­po­nier­ten Stellen. Ihre Aussage wie­der­hol­te sich in klei­ne­rer Form auf den Seiten der vielen Zei­tun­gen, Zeit­schrif­ten, Heftchen und An­zei­ge­blät­tern. So er­reich­te man das kleinste Dorf und den ab­ge­le­gens­ten Bau­ern­hof. Bild­spra­che und Slogans ver­än­der­ten sich re­gel­mäs­sig:

1987/​88 war es das Kondom, rund, wie es aus der Ver­pa­ckung kommt, aber auf­fal­lend ro­sa­far­ben und un­über­seh­bar ein­ge­setzt als O in StOp Aids oder in Worten wie Ok, tOnight, Beach BOys oder einfach als Abend­son­ne am Pal­men­strand, Mond im Ster­nen­him­mel über der Sil­hou­et­te einer Stadt oder als Schluss des Slogans "Le­bens­ver­si­che­rung ab 50 Rappen: O".

1991/​92 kamen per­sön­li­che Bot­schaf­ten ins Spiel. Junge Menschen von der netten Freundin über den sport­li­chen Au­to­mo­bi­lis­ten bis zum Heidi auf der Alp; sie alle sagten mit lie­bens­wür­di­gem oder ver­schmitz­tem Lächeln stets den­sel­ben Satz: "Ohne? Ohne mich!", "Sans pré­ser­va­tif? Sans moi!"

Zwischen Seiten mit kleinen Massage-, Freund­schafts- oder Sex-An­ge­bo­ten ge­streu­te grosse Inserate mahnten: "Nach dem Aus­zie­hen immer eins anziehen - StOp Aids".

Fern­seh­spots und Kino-Vorfilme zeigten unter anderem an einem ge­zeich­ne­ten Männchen mit Banane als Penis auf witzige Art, wie das Kondom richtig aus­ge­packt und, "wenn die Banane wirklich steif ist", auf­ge­setzt wird. Dann nur noch "röllelä… röllelä… röllelä". Am Ende nicht ver­ges­sen: das Prä­ser­va­tiv darf nicht drin bleiben, also "Fest­hal­ten und zu­rück­zie­hen…bevor die Banane schlaff wird".

Andere Aussagen wandten sich an Dro­gen­ab­hän­gi­ge oder Dro­gen­ge­fähr­de­te mit dem immer wie­der­keh­ren­den Slogan "Nie anfangen. StOp Aids", wobei der Buch­sta­be "i" in "Nie" eine Spritze dar­stell­te.

1987 hiess es: "AIDS (über einer ge­zeich­ne­ten Spritze) Gefahr schon beim 1. Mal!" 1989: "Das Dro­gen­pro­blem geht alle an. Alle. Nicht die andern." Und: "Das Dro­gen­pro­blem lässt sich nicht vom Tisch wischen. Aber auf den Tisch bringen."

In Fernseh/​Kino-Spots kamen Ju­gend­li­che ins Spiel mit den Bot­schaf­ten im Hin­ter­grund: "Haben Sie Skrupel, Ju­gend­li­che auf Heroin an­zu­spre­chen? Dealer haben keine." "Das Dro­gen­pro­blem betrifft uns alle. Nehmen Sie dies bitte per­sön­lich." Oder: "Gehen Sie auf die Probleme der Ju­gend­li­chen ein … bevor es ein Dealer tut." "Es ist nie zu früh, mit Ju­gend­li­chen über Sucht zu sprechen. Aber schnell zu spät."

Ganz wichtig waren die Hinweise darauf, "was ansteckt und was nicht". 1989 zeigte ein Plakat viele ge­zeich­ne­te winzige Mücken, die das Wort "Mücken" bildeten, darunter: "Keine Aids-Gefahr." Ein anderes Plakat setzte sich aus rosa Kuss­ab­drü­cken zusammen, die sich zum Wort "Schmuse" (Kuscheln, Petting) formten, darunter eben­falls: "Keine Aids-Gefahr."

1990 er­schie­nen die rasch berühmt ge­wor­de­nen drei roten und drei grünen Plakate in Sche­ren­schnitt­ma­nier, wobei die roten Plakate Si­tua­tio­nen zu "Immer mit Prä­ser­va­tiv" zeigten: Sei­ten­sprung, Sex auf Reisen, Neue Be­zie­hung. Die grünen Plakate mit Auf­schrift "Kein Aids Risiko" stellten Tä­tig­kei­ten dar: Küssen, Gläser tauschen, Schmusen.

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Ernst Ostertag, März 2008