1986

Ausbau der Angebote

Das Ausweiten bisheriger Angebote und die Schaffung neuer Möglichkeiten war dringend wegen der angewachsenen Bedürfnisse von immer mehr Aids-Kranken. Auch hier informierte das Flugblatt der ZAH (Zürcher Aids-Hilfe) vom Mai 1986 - und es rief auch deutlich zur Mithilfe auf:

"Die heutigen Angebote reichen nicht aus. Am vordringlichsten ist der Aufbau eines Netzes von Begleitern für Aids-Kranke. Sie brauchen Menschen, denen sie vertrauen können. Vor allem während der krisenhaften Einbrüche im langwierigen Krankheitsverlauf sollten sie sich auf ein Betreuernetz verlassen können. Krankenbegleitung und Beratung Angehöriger sind umso wichtiger, als die Krankheit Aids selbst tragfähige partnerschaftliche und familiäre Bindungen aufs äusserste belastet. Aids-Kranke brauchen auch Hilfe in alltäglichen Lebensbelangen. Viele von ihnen können nur phasenweise autonom leben.

Für den Ausbau der Angebote in den Bereichen Information und Koordination, Beratung und Krankenbegleitung braucht die ZAH Menschen, die aus Überzeugung mithelfen, mitdenken und, was nicht weniger notwendig und willkommen ist: mitzahlen."

Unter "Drehscheibe für Information" gab ein Kasten im Flugblatt Auskunft:

"Die ZAH organisiert unter Beizug von Fachleuten Informationsveranstaltungen über medizinische, gesellschaftliche und sozialtherapeutische Fragen. Mit ihren Informationen hat die ZAH bisher vor allem Mitarbeiter von öffentlichen und privaten Sozialhilfen und freiwillige Helfer sozial tätiger Institutionen erreicht. Die ZAH bietet keine medizinischen Dienste an, wenn gewünscht aber deren Vermittlung."

In einem anderen Kasten waren die Telefonnummer mit Telefonzeiten und - zur Herabsetzung der Hemmschwelle - die am häufigsten gestellten Fragen an das Beratungsteam vermerkt.

Stephan Inderbitzin erinnerte sich (Gespräche und Aufzeichnungen von 2008):

"Das Verdienst von Reinhard Reifler bestand darin, dass er diese Telefonberatung von Anfang an auf eine fast professionelle Ebene hievte: es waren immer zwei Berater gleichzeitig am Telefon, damit sie sich im Notfall gegenseitig unterstützen konnten. Und regelmässig, d.h. einmal pro Monat, fand eine Supervision statt. Die Zugangsbedingungen waren sehr hart - die Leute wurden einem intensiven Eignungstest unterworfen."

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Ernst Ostertag, April 2008