1991
Grundsatzpapier
Rolf Trechsel in seinem Abriss zur Vorgeschichte von Pink Cross, zugesandt am 19. April 2006 (an Ernst Ostertag):
"Von möglichen Zukunftsvisionen war jene eines Sekretariats zum damaligen Zeitpunkt lediglich eine. Eine andere wurde mit dem Erarbeiten grundsätzlicher Analysen und dem Aufzeigen von daraus zu entwickelnden Zielen durch eine 'separate Gruppe der HACH' angegangen. Das 'hatte direkt nichts mit dem Sekretariat zu tun'."
Diese Gruppe legte im September 1991 ein 20-seitiges "Grundsatzpapier" vor. Es trug den Titel
"Ziele für die 90er Jahre, Grundlagen für die Schwulenpolitik auf nationaler Ebene"
und umfasste drei Teile.
1. Teil
Im ersten Teil ging es um eine Analyse der Situation in der Gesellschaft. Beat Gerber zitierte in seiner Lizentiatsarbeit über die HACH diese "Grundlagen für die Schwulenpolitik" ausführlich:
"Störend [...] ist, dass nicht der Gebrauch von Gewalt oder die Verletzung eines Selbstbestimmungsrechts bestraft wird, sondern geschlechtliche Handlungen als solche. Das hat Auswirkungen auf die Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Sexualität."1
"Offen gelebte Homosexualität verletzt ein Tabu und ist deshalb grundsätzlich unangenehm. Lesben und Schwule konfrontieren Heterosexuelle wohl oder übel immer wieder mit der tabuisierten, auf den heimlichen Geschlechtsakt reduzierten Sexualität. Die Tabubrecher werden insgeheim beneidet. Sie halten sich nicht an die Regeln. So phantasiert man, dass gerade ihr Sex ganz besonders wild und geil sein muss."2
2. Teil
Im zweiten Teil ging es um die Stärken und Schwächen der HACH:3
"Nach zwanzig Jahren haben aber doch einige Gedanken der frühen Protestbewegung Verbreitung gefunden. [...] Es arbeiten heute auch schwule Organisationen zusammen, die sich in der Vergangenheit streng voneinander abgrenzten."4
"Die Schwächen wurden primär darin gesehen, dass es den HACH - welche nur knapp 1000 organisierte Schwule repräsentiere - nicht gelungen sei, sich als Vertretung aller Schwulen zu etablieren. [...] Die Schwulen schrecken vor dem Ruf der ideologisch geprägten, elitären Provokateure zurück."5
Ernst Ostertag, Mai 2008
Quellenverweise
- 1
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, "Grundlagen für die Schwulenpolitik, Seite 7", Bern, 1997
- 2
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, "Grundlagen für die Schwulenpolitik, Seite 8", Bern, 1997
- 3
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, Seite 64, Bern, 1997
- 4
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, "Grundlagen für die Schwulenpolitik, Seite 9", Bern, 1997
- 5
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, "Grundlagen für die Schwulenpolitik, Seite 7", Bern, 1997