2017

Es geht weiter

Mit dem Partnerschaftsgesetz haben sich das Selbstverständnis und die Arbeit von PinkRail verändert. Viele Ungleichbehandlungen von gleichgeschlechtlichen Paaren sind ausgeräumt. Auch ein Steckenpferd von PinkRail, die Fahrvergünstigungen für Partner und Partnerinnen, wurde damit erledigt, denn nun erhalten sie die gleichen Vergünstigungen wie Eheleute. Gleichzeitig darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass das Partnerschaftsgesetz in der Schweiz gleichzeitig auch eine gesetzlich verankerte Diskriminierung einführte, zum Beispiel im Adoptionsrecht, in der erleichterten Einbürgerung und bei den Witwerrenten, um nur die wichtigsten zu nennen. Zudem bedeutet die Unterscheidung zwischen Ehe und Partnerschaft auch ein zwangsläufiges Outing in der Arbeitswelt und bei den Behörden.

In diesen letzten zehn Jahren ging es nach wie vor darum, Ungleichbehandlungen von gegen- und gleichgeschlechtlichen Konkubinatspaaren zu vermeiden und den Persönlichkeitsschutz von gleichgeschlechtlich veranlagten Menschen in den Unternehmen sicherzustellen, das heisst Diskriminierungen zu vermeiden. Dieser Aufgabe nahmen sich Vertreter von PinkRail in der übergeordneten LuS-, heute LGBT-Kommission des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, an. Der Gesamtarbeitsvertrag der SBB und anderer Verkehrsunternehmen sieht entsprechende Bestimmungen vor.

PinkRail gibt es weiterhin als Fachgruppe von Pink Cross. Ebenso wird PinkRail von den SBB auch immer noch als "Freizeitorganisation" jährlich mit einem kleinen Beitrag unterstützt. Die gesellschaftlichen Entwicklungen führten dazu, dass PinkRail in der Tat heute vor allem als Freizeitorganisation tätig ist. Sie organisiert monatliche Zusammenkünfte (Stamm) abwechselnd in Basel, Bern, Luzern und Zürich. Zaghafte Versuche, diese Zusammenkünfte auch in der Romandie abzuhalten, sind gescheitert. Zur Tradition geworden ist auch das jährliche Treberwurstessen in Twann bei einem Eisenbahner und Weinbauern. Seit drei Jahren treffen wir uns ebenfalls im ausgehenden Winter zu einem Kegelschub, zusammen mit Freunden des ehemaligen Leder- und Motorradclubs Zürich und den Ledermännern.

Im vergangenen Jahrzehnt sind in einigen anderen Berufszweigen ähnliche Gruppierungen entstanden, allen voran die Pink Cops. Auch Unternehmen wie Versicherungen, Banken und Die Post haben betriebsinterne LGBT-Gruppen. Als letzte ist die Gruppe Queernet der SBB dazu gestossen. Wie löblich die Absichten dieser Unternehmen und dieser Gruppen zum Schutz und zur Förderung der Akzeptanz von gleichgeschlechtlich veranlagten Mitarbeitenden und deren Vielfalt auch ist, bleibt es doch anzumerken, dass sie kaum die allgemeinen arbeitsrechtlichen Bedingungen vertreten können oder dürfen. Sie haben sich den Unternehmenszielen unterzuordnen.

Für PinkRail stellt sich die Frage, ob es diese Gruppierung in Zukunft noch braucht. Bereits im Herbst 2015 fand dazu eine Standortbestimmung statt. Ein Resultat davon sind die Bemühungen, innerhalb der SBB ein internes Netz zur Förderung der LGBT-Vielfalt und -Akzeptanz zu schaffen. Im Oktober 2016 etablierte sich dann "Queernet" offiziell als neue Gruppe. Die Absicht, weiterhin eine Begegnungsmöglichkeit anzubieten, ist damit wohl realisiert worden. Zu vermerken bleibt noch, dass sich PinkRail nach wie vor als Gruppe für alle Mitarbeitenden der Schweizer Verkehrsbetriebe versteht.

Max Krieg, November 2017