Erste Vereinsaktivitäten
2005-2007
Erste Vereinsaktivitäten
Als erste Handlung sandte der Verein einen Brief an Bundesrat Samuel Schmid (SVP, ab 2008 BDP), den damaligen Vorsteher des Bundesamtes für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Es ging darum, ihn über Diskriminierungen in der Armee zu informieren. Er wurde gebeten, dafür zu sorgen, dass sich die Situation im Militär für homosexuelle und bisexuelle Angehörige der Armee bessert.
Rasch kam die Antwort aus dem VBS. Dies sei nicht Sache des Bundesrates, wurde mitgeteilt. Der Brief werde an den dafür zuständigen Chef der Armee (CdA), Korpskommandant Christophe Keckeis, weitergeleitet.
Keckeis reagierte sofort. Er schrieb, dass den Verantwortlichen solche Vorfälle nicht bewusst seien und lud die Schreibenden zu einem Gespräch ein. Bereits am 9. Januar 2006, gerade gut neun Monate nach Vereinsgründung, trafen sich drei QueerOfficers mit CdA Keckeis. Dieser war sehr aufgeschlossen und offen für deren Anliegen. Er fand die Zielsetzungen der QueerOfficers interessant und versprach, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Ebenfalls im ersten Vereinsjahr platzierte QueerOfficers ein Inserat in der Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift (ASMZ), mit dem sie auf die Abstimmung vom 5. Juni 2005 über das Partnerschaftsgesetz aufmerksam machten. Sie baten die Angehörigen der Armee, mit Ja abzustimmen. 15 Offiziere setzten ihren Namen mit militärischem Grad unter das Inserat. Das bedeutete für diese ein öffentliches Coming-Out. Mit dem Zusatz et.al. nach den Namen wurde angedeutet, dass es noch mehr schwule Offiziere in der Armee gebe, die hinter dem Anliegen stehen. Es war das erste Mal, dass in der Armee ein Anliegen der Gay Community so sichtbar und öffentlich vorgetragen wurde.
Im zweiten Jahr begann man, Vereinsstrukturen aufzubauen. Ein Logo wurde entworfen, Mitgliederbeiträge erhoben und eine erste Generalversammlung durchgeführt.
Der Verein verfasste ein Dokument mit den Zielsetzungen. Erstens sollte die interne Vernetzung untereinander gefördert, zweitens die rechtliche Stellung von homosexuellen Personen in der Armee verbessert werden und drittens wollte der Verein als Anlaufstelle für Betroffene fungieren.
Das Angebot der Anlaufstelle richtete sich vor allem an Rekruten. Im Verein war man der Meinung, dass Offiziere selbst für sich einstehen konnten.
Für Rekruten gab und gibt es ein Magazin unter dem Namen DAHER!. Es enthält vielfältige nützliche Informationen für die Neulinge. Darin platziert der Verein seit 2007 ein Inserat, das auf die Website der QueerOfficers hinweist. Beat Steinmann meint dazu:
"Das war für uns ein guter Aufhänger, um an die Leute heranzukommen. Man konnte ja nicht Plakate in den Kasernen aufhängen. Das Heft wurde zu Beginn der Rekrutenschule an alle, auch Unteroffiziere und Offiziere, verteilt und von den Rekruten auch gelesen."
Das Inserat führt zwar nur selten zu persönlichen Anfragen an QueerOfficers. Die Nutzerzahlen der Website steigen aber jedes Mal nach dem Erscheinen des Magazins steil an. Am meisten interessiert die Seite "Organisation und Vorstand", wo Fotos, Namen und Dienstgrade der Vorstandsmitglieder zu sehen sind. Man kann auf diese Weise von einigen Personen in der Armee konkret herausfinden, dass sie schwul sind.
An einer GV des Vereins wurde einmal beantragt, die Fotos der Vorstandsmitglieder zu löschen. Das wurde abgelehnt. Der Mehrheit der Anwesenden schien es wichtig, dass QueerOfficers ein Gesicht hatten und als Personen wahrgenommen werden konnten. Heute sind die Vorstandsmitglieder mit Namen, Dienstgrad und E-Mailadresse aufgeführt, aber ohne Bild.
Daniel Bruttin, März 2025