2008

Zusammenarbeit Chef der Armee

Die gute Zusammenarbeit von QueerOfficers Switzerland mit dem Chef der Armee (CdA) Korpskommandant Christophe Keckeis kam bald zu einem Ende. Keckeis gab auf Anfang 2008 die Führung der Armee ab. Es folgte Korpskommandant Roland Nef.

Eine Anfrage von QueerOfficers an den neuen Chef der Armee für ein Gespräch wurde in dessen kurzen Amtszeit nicht beantwortet. Er schien dem Anliegen nicht viel Gewicht zu geben. So wollen gut informierte Quellen wissen, dass er bei Erhalt des Briefes gemeint habe:

"Was soll ich mit denen reden? Das bringt doch gar nichts. Na ja, irgendwann vielleicht mal."

Darauf habe er den Brief in die unterste Schublade gelegt.

Nef trat bereits ein halbes Jahr später als CdA zurück, nachdem Medien Details über ein laufendes Verfahren gegen ihn wegen privatem Fehlverhalten veröffentlicht hatten.

Als Nachfolger wurde Divisionär André Blattmann ad Interim bestimmt. Beat Steinmann und andere QueerOfficers kannten ihn bereits. Sie begrüssten ihn persönlich mit Brief und baten um ein Gespräch. Dieses fand schon bald statt. Er erhielt bei diesem Besuch eine Gratulationstorte. 

Auf das Anliegen von QueerOfficers Switzerland reagierte er ähnlich wie Christophe Keckeis: Es sei ihm nicht bewusst, dass dies ein Problem sei. Das Angebot des Vereins war auch dieses Mal ein Hilfsangebot. Beat Steinmann formuliert es so:

"Wir beruhigten ihn, dass es nicht darum gehe, auf eine schwule Armee hinzuarbeiten, sondern wir würden ihm Tretminen aus dem Weg räumen. Wir wählten bewusst diesen militärischen Jargon. Als Tretminen betrachteten wir zum Beispiel die Äusserungen des Offiziers über Menschen mit Ohrring, der zum Facts-Artikel geführt hatte. Wenn so etwas nach aussen dringt, wird es schnell skandalisiert und verschlechtert das Image der Armee. Wir haben mit ihm auch über Diversity Management gesprochen. Damals mussten wir noch erklären, was das ist. Zuerst wandte er ein, dass Minderheiten doch durch Gesetze geschützt seien. Wir erklärten ihm, dass sich der gesetzliche Minderheitenschutz nur auf einige Gruppen bezieht, dass queere Menschen dort [damals] nicht erwähnt und damit auch nicht explizit geschützt sind. Im Militär gab es damals weitere Minderheiten, die neu in den Fokus gerieten. Schwarze Menschen, die ersten Frauen begannen, Dienst zu machen. Damit wurde Diversity Management definitiv zum Thema."

Daniel Bruttin, März 2025