QueerOfficers als Kontrollorgan

QueerOfficers sind sehr gut vernetzt in der Armee. Es ist darum ein Leichtes, bei gemeldeten Missständen sofort auf einen Kompaniekommandanten oder andere Verantwortliche zuzugehen und das Problem anzusprechen. Wenn solche Interventionen nicht zum Ziel führen, hat der Verein die Möglichkeit, rasch die Armeeführung zu informieren.

Als Beat Steinmann Präsident von QueerOfficers war, hatte er die Telefonnummer des Chefs der Armee auf seinem Handy gespeichert. Dieser hatte ihn darum gebeten, bei einem Vorfall sofort anzurufen. Er würde dann auch intervenieren, falls der direkte Kontakt zu einem verantwortlichen Vorgesetzten nicht funktioniere.

Einmal wandte sich ein Küchen-Soldat in Bremgarten an QueerOfficers, weil er diskriminiert werde. Oberst Beat Steinmann übernahm den Fall und wandte sich als Präsident von QueerOfficers direkt an den Schulkommandanten. Er fragte ihn, ob er den Befehl zu Diversity Management des Armeechefs kenne. Der Schulkommandant verneinte dies.

Beim nächsten Gespräch mit dem Armeechef wies Beat Steinmann auf den Vorfall mit dem Schulkommandanten hin. Der Befehl Diversity Management sei offenbar in der Informationskette verloren gegangen. Solche Hinweise führten zu grösserer Aufmerksamkeit und halfen Lücken zu schliessen.

Hilfreich war und ist es auch, neue Mitglieder von QueerOfficers zu befragen, die vor kurzem ihre Offiziersausbildung absolviert haben, ob und wie Diversity Management in der Ausbildung thematisiert wird. Oft wenden sich Mitglieder mit Beobachtungen selbst an den Präsidenten. So entsteht ein Netz von Informationen aus der Praxis heraus. QueerOfficers wird so als unterstützendes Kontrollorgan wahrgenommen und anerkannt.

Solch kurze und direkte Wege sind wohl eine Besonderheit der Schweizer Milizarmee. Beat Steinmann meint dazu:

"In einer grossen Berufsarmee wie in Deutschland bestehen diese Möglichkeiten nicht. In der deutschen Schwesterorganisation von QueerOfficers war zu Beginn ein Hauptmann ausser Dienst das Mitglied mit dem höchsten Dienstgrad. Diesem standen direkte Kontakte zur Armeeführung natürlich nicht zur Verfügung."

Daniel Bruttin, März 2025