Newsletter 22

Oktober 2011

Diese Ausgabe enthält folgende Themen:

  • Kolumne: Anonyme Tests - Umgang mit Syphilis-Gefahr in den 60er Jahren
  • Revision 1b

   

Anonyme Tests - Umgang mit Syphilis-Gefahr in den 60er Jahren

eos. Alle kennen die Aids-Situation. Wieder ansteigende Neuinfektionen, Missachten der bekannten Präventionsregeln, Bums ohne Dings. Dafür gibt es nun praktische Check-ups: Ein Picks in den Finger, 20 Minuten danach das Resultat. Kosten: 50 Franken. Drei Mal weniger als eine Stunde Dentalhygiene beim Zahnarzt. Und das macht man auch mindestens einmal im Jahr. Ist der Blutstatus weniger wichtig als ein zahnsteinfreies Gebiss?

Sicher nicht. Denn sollte der Test positiv sein, können die neuen Medikamente sofort einsetzt werden. Ein praktisch virenfreier Status ist erreichbar. Man ist nicht mehr ansteckend und auf Dauer ist der Gesundheitszustand entscheidend besser. Das gilt auch für Syphilis und andere Erreger. Es geht also um den regelmässigen Check-up und die Früherfassung.

Zur Zeit der polizeilichen Repression, als Zürich 1960 ein Tanzverbot nur für Männer erliess und damit dem KREIS die finanzielle Basis entzog, gab es Berichte über einen signifikanten Anstieg von Syphilis unter homosexuellen Männern. Das war neu, man hielt die Krankheit bei uns für praktisch überwunden.

Der KREIS handelte sofort. 1961 startete er unter seinen Abonnenten eine anonyme Test-Aktion. Ein aufklärendes Zirkular nannte Vertrauensärzte in allen grösseren Regionen des Landes. Es war der Zeitschrift beigelegt. In Basel existierte noch ein dem KREIS zugewandter Mitglieder-Verband mit seinem Lokal, der ISOLA. Diese Leute traten mit dem Leiter der Dermatologischen Klinik im Basler Unispital, Prof. Dr. Schuppli in Verbindung. Gemeinsam wurde die anonyme Syphilis-Aktion aufgezogen. Zum ersten Mal in der Schweiz arbeitete eine Gruppe von Schwulen mit einer offiziellen Gesundheitsstelle zusammen.

In Zürich hatte der KREIS inzwischen sein Lokal verloren. Er konnte nur noch an seine Abonnenten gelangen. Zugleich starteten die Grossrazzien gegen einschlägige Treffpunkte und Bars/Restaurants. Viele der abgeführten Leute wurden auf den Polizeiposten einem Syphilis-Zwangstest unterworfen. Verlief er positiv, gingen die Personalien an die Behörde, welche die Behandlung veranlasste. Die meisten Schwulen zogen sich ins Private zurück. Damit ging die Krankheit in den Untergrund.

Gegen Ende der 60er Jahre konnte Basel melden, es gebe kaum Neuinfizierte, ausser bei frisch Zugezogenen. In Zürich war die Rate der Erkrankungen unverändert.

Mehr dazu unter Umgang mit Syphilis

  

Revision 1b: Teil 7 fertig

si. Bereits zwei Monate nach der Überarbeitung von Teil 6  ist jetzt auch Teil 7 mit dem Titel "Aids und seine Folgen" fertig geworden.

Zwei wichtige Änderungen sind gegenüber der ursprünglichen Fassung von Teil 7 anzumerken:

  1. Die lokalen Aids-Hilfe-Organisationen sind seinerzeit unter dem Kapitel der Präventions-Kampagne ("Stop Aids") subsumiert worden. Das wurde jetzt korrigiert, denn dort gehören sie nicht hin. Sie erhielten neu ihren Platz im Kapitel "Zürcher Aids-Hilfe (ZAH)".
  2. Dass die Zürcher Aids-Hilfe als Überbegriff dieser lokalen Hilfs-Organisationen gewählt wurde, hängt damit zusammen, dass ihr Hauptgewicht auf der Beratung und vor allem auf der Betreuung von Kranken lag. Die ZAH hatte damals ein Konzept entworfen, das in der Folge alle anderen lokalen Organisationen der Aids-Hilfe dankbar übernahmen. Dieses Kapitel mit dem Titel "Betreuung und Begleitung" ist neu eingefügt worden, da die entsprechenden Unterlagen jetzt vorliegen.