Newsletter 35

November 2012

Diese Ausgabe enthält folgende Themen: 

  • Von einem exotischen Grüppchen im konservativen Süden
  • Ausserordentliche GV des Vereins schwulengeschichte.ch
  • Mitglied werden im Verein schwulengeschichte.ch
  • Umbau der Website schwulengeschichte.ch

    

Von einem exotischen Grüppchen im konservativen Süden

eos. Im Schatten der grossen HA-Gruppen (Newsletter 29) entstand vor 40 Jahren auch eine kleine Randgruppe. Sie war es in jedem Sinn des Wortes. Denn zuerst trafen sich drei Freunde in einer Wohnung, bald wurden es vier oder mehr. Man suchte ein Lokal, fand etwas draussen am Stadtrand, trimmte es zum gemütlichen Treff und nannte das Ganze "Associazione Amici della Musica Jazz - Club In", weil die Vermieterin nur so zustimmte, denn niemand hätte einen Schwulenclub geduldet, niemand im ganzen schönen Kanton Tessin.

Im Sommer 1972 wurde der Club In Mitglied der SOH (Schweizerische Organisation der Homophilen). Vertreter bei der SOH waren zwei Nicht-Tessiner, Alessandro Wassilieff, genannt Sandro, und Max Krieg, der spätere Gründer von PinkRail, welcher zu jener Zeit bereits SBB-Angestellter war und im Bahnhof von Lugano arbeitete.

Lange blieb der Treff nicht verborgen. Leute von Pregassona bei Lugano beschimpften die "Arschfigger", zertrümmerten Eingangslampe und Glocke und legten eine faule, stinkende Matratze vor die Tür. Doch es gelang, eine Mehrzahl von Einwohnern zu beschwichtigen und ein Klima des Nebeneinander zu schaffen.

Schon im ersten Jahr wurde man politisch tätig mit einer Umfrage an alle Tessiner Nationalratskandidaten und das Lokal selbst konnte vergrössert und erneuert werden. SOH-Mitglieder aus der ganzen Schweiz kamen zu Besuch, vor allem jene, die im Tessin Ferien verbrachten. Denn der Club In bot eines der besten Jazz-Programme.

Max Krieg baute Kontakte zu den grossen Schwulenorganisationen Italiens und organisierte 1975 die erste (und ein Jahr später die zweite) öffentliche Konferenz in Lugano zum Thema Homosexualität. Er brachte illustre Gäste in die Stadt, sodass er in Lokalblättern geoutet wurde als "il finocchio d'oro".

Bis 1983 gab es noch viele andere politische und kulturelle Tätigkeiten. Doch in diesem Jahr wurde der Mietvertrag gekündigt. Ein neues Lokal fand sich nicht mehr.

Es gab Nachfolgegruppierungen mit teilweise eigener Zeitschrift und ab 1985 eine Aids-Hilfe Ticino. Das Terrain jedoch blieb steinig bis zur Generalversammlung von Pink Cross 2004 in Lugano, als kein Vertreter weder der Stadt- noch der Kantonsregierung zur Begrüssung erschien und auch sonst sich niemand von den Volksvertretern äusserte oder blicken liess.

Mehr bei

Club In, Lugano
Vorgeschichte
Erstes Jahr Club In
Erfolgreiche Jahre
1983 und später

   

Ausserordentliche GV des Vereins schwulengeschichte.ch

mt. Am vergangenen Dienstag fand im Hotel Greulich eine ausserordentliche Generalversammlung des Trägervereins dieses Webprojektes statt. Sie stand im Zeichen eines doppelten Generationenwechsels. 15 anwesende Mitglieder haben nicht nur ein Leitbild verabschiedet, sondern auch den Vorstand erneuert.

1. Leitbild

Seit diesem Frühjahr hatte eine Arbeitsgruppe intensiv die verschiedenen Optionen zur Weiterentwicklung unserer Website diskutiert, Sinn und Zweck erörtert, Zielgruppen definiert und Inhalt und Struktur beraten.

Ergebnis dieses Prozesses ist ein Leitbild, das Grundlage und Rahmen für unsere Arbeit in den kommenden Jahren bilden wird.

Damit - und das ist der erste Teil des Generationenwechsels - ist auch der Startpunkt für den zukünftigen inhaltlichen Ausbau der Website gelegt:

  • Das von Ernst Ostertag und Röbi Rapp geschaffene Werk soll nicht einfach nur konserviert, sondern ergänzt und auch um gänzlich neue Aspekte erweitert werden.
  • Neue Autoren werden schwulengeschichte.ch dereinst um andere Perspektiven erweitern und damit das Bild der Schwulengeschichte (noch) vielfältiger zeichnen.

Das neue Leitbild steht als PDF zum Herunterladen bereit.

2. Vorstand

Erneuert und erweitert wurde auch der Vorstand unseres Vereins. Natürlich werden Röbi Rapp und Ernst Ostertag dem Projekt auch weiterhin persönlich und als Autoren verbunden bleiben, aber aus dem Vorstand haben sich die beiden letzte Woche zurückgezogen. Ein herzliches Dankeschön für die unermüdliche und grosszügige Arbeit, ohne die dieses Projekt nie zustande gekommen wäre, darf auch an dieser Stelle nicht fehlen.

Neu in den Vorstand gewählt wurden Sepp Burri, Walter Gerig und Heini Jung. Während Walter Gerig als Kassier in den Vorstand eintritt, wird sich Sepp Burri verstärkt mit den inhaltlichen Themen des Projekts und Heini Jung vor allem mit Fundraising und Marketing auseinandersetzen.

Als Präsident wurde neu Marcel Tappeiner gewählt, der zusammen mit Stephan Inderbitzin bereits Mitglied im Vorstand war.

Somit war an der ausserordentlichen GV auch der zweite Teil des Generationenwechsels vollendet. Bei einem guten Nachtessen ging diese Generalversammlung in angeregter Runde ihrem Ende entgegen.

 

Mitglied werden im Verein schwulengeschichte.ch

mt. Wir möchten die Vereins-Basis erweitern und laden daher nochmals alle Empfänger und Leser des Newsletters ein, Mitglied im Verein schwulengeschichte.ch zu werden.  Hier können die Vereinsstatuten als PDF heruntergeladen werden. Der Jahresbeitrag für Passivmitglieder beträgt lediglich 100 Franken im Jahr. Neben dem finanziellen Beitrag ist vor allem die breite ideelle Abstützung des Projekts ein wichtiges Ziel. Der Vorstand freut sich über zahlreiche Anmeldungen per email.

  

Umbau der Website schwulengeschichte.ch

si. Im Oktober haben wir endlich den sanften Umbau der Website realisiert, über den wir vereinsintern schon lange diskutiert hatten.

Hier die wichtigsten Änderungen, die, so hoffen wir, dem User die Orientierung innerhalb der Website erleichtern sollen:

1. Drei Bereiche

Waren es vorher vier Bereiche, so haben wir den den gesamten Website-Content nun in drei Bereiche aufgegliedert:

An der Navigation zwischen den drei Bereichen hat sich nichts geändert, sie bleibt oben links.

2. Kurzfassung, Biografien, Register, Footer

Bereits vor dem Umbau der Website gab es eine Übersicht, nur war sie so versteckt platziert, dass niemand sie finden konnte. Nun steht dieses Kapitel an erster Stelle im Bereich "Epochen".

An vierte Stelle haben wir die Biografien gesetzt. Dort sollen in Zukunft, neben der bereits bestehenden Autobiografie von Ernst Ostertag, weitere (Auto-)Biografien von interessanten Persönlichkeiten entstehen.

  

Zwei weitere Änderungen betreffen den unteren Teil der "Startseite":

  • hier gibt es neu einen direkten Link zum Register, das alle Verzeichnisse umfasst
  • zudem wurde der dreizeilige Footer vereinfacht: neu ist er nur noch einzeilig

  

3. Aktualisierung der Benutzerhinweise

Logischerweise mussten die ausführlichen Benutzerhinweise aktualisiert werden. Sie befinden sich neu im Bereich "Register" und enthalten Bedienungsanleitungen für die verschiedenen Funktionen dieser Website.

Ein Besuch dieser Seite lohnt sich immer mal wieder, um die zahlreichen Möglichkeiten dieser Website besser ausnützen zu können.