Newsletter 45

September 2013

Diese Ausgabe enthält folgendes Thema: 

  • Kolumne: Seit 20 Jahren: Schwulenarchiv Schweiz (sas)

      

Seit 20 Jahren: Schwulenarchiv Schweiz (sas)

eos. Für die Allgemeinheit war das Thema Homosexualität lange Zeit ein Tabu. Erst im Lauf der neunziger Jahre erschloss sich allmählich die Möglichkeit, offen über das eigene Schwulsein oder das von nahen Verwandten zu sprechen. Ein Meilenstein war 1993 die Gründung des Schwulenarchives der Schweiz (sas).

1989 hatten sich schwule Studis der Uni Zürich und der ETH zusammengeschlossen und ihre Verbindung z&h (zart und heftig) genannt. Einige von ihnen, angehende Historiker, wagten es, schwule Themen für Semester- oder Liz-Arbeiten zu wählen, und sie wurden nicht (mehr) zurückgewiesen oder, wie noch zwei Jahrzehnte zuvor, aus der Lehranstalt verbannt. Material zu diesen Arbeiten fanden sie, einigermassen mühsam, in der entsprechenden Sonderabteilung des Schweizerischen Sozialarchivs. Das weckte den Wunsch nach einem eigenen Schwulenarchiv. Und eine solche Institution, so hofften sie, könnte auch dazu beitragen, dass etwa beim Wohnungswechsel oder Einzug ins Altersheim "kompromittierende" Dinge wie Briefe, Tagebücher, Fotos dem Archiv übergeben statt vernichtet würden.

Siehe Vorgeschichte

So kam es zu Verhandlungen und einem Vertrag mit dem Sozialarchiv. Einmalig war auch - zumindest für damalige Verhältnisse - die Verbindung eines schwulen Archivs mit staatlichen Gremien. Heute sind im Vorstand des Trägervereins des Schweizerischen Sozialarchivs mit dem Kanton Zürich, dem Bund und der Stadt Zürich seine wichtigsten Geldgeber vertreten.

Kurioserweise erhielt das Schweizerische Sozialarchiv durch das Schwulenarchiv einen starken Auftrieb. Letzteres wurde nämlich zur meistbenutzten Abteilung, und die Bestände wuchsen rasch. Es begann eine Erfolgsgeschichte.

Ein Beispiel: Mit dem Nachlass Eugen Laubacher / Charles Welti, des ehemaligen Kreis-Redaktors für den französischen Teil der Zeitschrift, konnte 2001 ein wesentlicher Teil des bislang als vernichtet geltenden KREIS-Archivs gesichert und eingegliedert werden.

Sämtliche Archivalien des Schwulenarchivs gehören nicht dem Sozialarchiv, sondern einer privaten Stiftung, der 2009 rechtskräftig gewordenen Heinrich Hössli Stiftung. Sie war von Anfang an geplant und erinnert mit ihrem Namen an den grossen schweizerischen Pionier, der 1836 das bahnbrechende Werk zur Befreiung der mann-männlichen Liebe ("Eros, die Männerliebe der Griechen") herausgab.

Siehe Schwulenarchiv Schweiz
Siehe Heinrich Hössli Stiftung

Wir verweisen an dieser Stelle auch gerne auf die beiden Websites:

Schwulenarchiv Schweiz
Heinrich Hössli Stiftung