Newsletter 106

Oktober 2018

Diese Ausgabe enthält fol­gen­des Thema:

  • Das schwule Leben in der DDR - Buchbesprechung "Verwirrnis" von Christoph Hein
  • Abschiedsfeier für Röbi Rapp

   

Das schwule Leben in der DDR - Buchbesprechung "Verwirrnis" von Christoph Hein

Frie­de­ward und Wolfgang, die beiden Prot­ago­nis­ten des Romans, sind beide 1933 geboren, haben also fast den­sel­ben Jahrgang wie Ernst Ostertag und Röbi Rapp, und durch­le­ben demnach die Zeit, auf der in schwu­len­ge­schich­te.ch ein be­son­de­rer Fokus liegt. Die Ge­schich­te spielt gröss­ten­teils in der DDR, in der auch Chris­toph Hein (geb.1943), der Autor des Buches, gross geworden ist. Wie das Schick­sal der Schwulen in der DDR war, wissen viele von uns ver­mut­lich nicht so genau, doch so viel sei vorweg genommen: Es war geprägt durch die gleiche Heim­lich­tue­rei, das gleiche Ver­steck­spiel wie bei uns in den ent­spre­chen­den Jahren.

Zum Inhalt: Die beiden eingangs er­wähn­ten Burschen werden mit gut 16 Jahren ein Lie­bes­paar, ge­nies­sen ihre Zwei­sam­keit. Doch ihre Umgebung darf nicht wissen, dass sie mehr sind als beste Freunde. Be­son­ders für Frie­de­wards ka­tho­lisch-streng­gläu­bi­gen, Vater ist ihre Liebe eine Sünde. Käme ihre Be­zie­hung ans Licht, könnten sie alles ver­lie­ren. Als sie zum Studium nach Leipzig gehen - Frie­de­ward studiert Ger­ma­nis­tik, Wolfgang Musik - lernen sie Jac­que­line kennen, eine Lesbe, mit der Fried­ward schliess­lich eine Tarn­bin­dung eingeht.

Bei der Be­schrei­bung von Frie­de­wards Studium setzt der Autor dem Ger­ma­nis­ten Hans Mayer, über den in schwu­len­ge­schich­te.ch auch zu lesen ist, ein kleines Denkmal. Die Stu­den­ten nennen den ver­ehr­ten Pro­fes­sor „Goethe höchst­selbst“, der Prot­ago­nist Frie­de­ward wird zu seinem Muster- und Lieb­lings­stu­den­ten. Al­ler­dings wissen bis zum Schluss beide nichts von der Ver­an­la­gung des anderen.

Wolfgang setzt sich 1961 in den Westen ab, Frie­de­ward harrt aus in der DDR, hadert wei­ter­hin mit seiner Ver­an­la­gung; es ist eine un­er­lös­te Ge­schich­te, in der schliess­lich auch noch die unselige Stasi bis über den Mau­er­fall hinaus ihre Finger im Spiel hat.

Ein äusserst le­sens­wer­tes Buch, in dem reale Zeit­ge­schich­te und fiktive, aber sehr glaub­wür­di­ge Bio­gra­phi­en mit­ein­an­der ver­knüpft sind. Ein grosses Kom­pli­ment an den Schrift­stel­ler, der, obwohl selber nicht schwul, sehr ein­fühl­sam und glaub­wür­dig die ver­schie­de­nen Le­bens­we­ge schil­dert.

schwulengeschichte.ch dankt Werner Guntli für diese Buchbesprechung.

Abschiedsfeier für Röbi Rapp

Am 26. August 2018 verstarb Röbi Rapp 88-jährig. Wir trauern um ihn und sind dankbar, dass wir ihn kennen durften.

Am Samstag, 27. Oktober 2018 um 13.30 Uhr findet in der Ein­gangs­hal­le des Zürcher Stadt­hau­ses eine Ab­schieds­fei­er statt.

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