1885-1962
Anna Vock / Mammina
Anna Vock war eine einfache, geradlinige und ausserordentlich mutige Frau von enormer Schaffenskraft. Keiner, der sie einmal kennen lernte, konnte sie und ihre ebenso bestimmte wie humorvolle und mütterliche Art vergessen. Sie liess sich immer mit "Fräulein" ansprechen und bestand darauf, denn
"das ist ein Ehrentitel, der besagt, dass ich ganz ohne Ehemann durchs Leben komme".
Später nannten sie alle "Mammina" und gelegentlich zeichnete sie auch mit diesem Ehrennamen, den sie gerne hörte. Denn sie war wirklich die Mutter der Bewegung und blieb dem späteren KREIS bis zu ihrem Tod verbunden.
Anna Vock und Laura Thoma ergänzten sich ideal, so berichteten Zeitzeugen, zumindest so lange, bis sich Laura Thoma im Unfrieden mehrmals für kürzere Zeit und schliesslich endgültig zurückzog.
Schon im Oktober 1931 fanden erste Kontakte der Frauen mit den Männern des Excentric-Clubs Zürich (E.C.Z.) statt, damit Sitzungen und Clubabende gemeinsam durchgeführt und von einer grösseren Anzahl Mitglieder besucht würden. Die Männer wollten aber keine heterosexuellen Frauen dabei haben. In der Folge wurde Amicitia aufgelöst und gründete sich sofort neu mit ausschliesslich gleichgeschlechtlich empfindenden Frauen.
Die erste gemeinsame Veranstaltung war ein Ball am Berchtoldstag, 2. Januar 1932. Dabei stellten Laura Thoma und August Bambula die Ausgabe Nummer 1 einer hektographierten ersten schweizerischen Homosexuellen-Zeitschrift vor. Sie trug den Titel Freundschafts-Banner. Für die Redaktion verantwortlich waren Laura Thoma und August Bambula unter dem gemeinsamen Pseudonym "Fredy Torrero".
Ernst Ostertag, Februar 2005